Moskau - Trotz der bevorstehenden Einnahmen aus der Champions-League-Teilnahme hat sich der österreichische Fußball-Meister SK Rapid in finanziellen Angelegenheiten Zurückhaltung auferlegt. "Wir werden jetzt sicher nicht mit Geld herumwerfen, sondern sukzessive an der Weiterentwicklung der Mannschaft arbeiten", erklärte Präsident Rudolf Edlinger, der von Netto-Einnahmen von "zumindest drei Millionen Euro" ausgeht.

Das zu erwartende Startgeld von 2,5 Mio. Franken (1,61 Mio. Euro) sowie drei Mio. Franken (1,93 Mio. Euro) für die sechs Gruppenpartien und wieder rund drei Mio. Franken (1,93 Mio. Euro) aus dem TV-Pool fließen fix in die Kassa. Außerdem würde Rapid eine Million Franken (642.674 Euro) einstreifen, sollte die Kalkulation des Klubs aufgehen und vier Punkte eingefahren werden. Eine zusätzliche Finanzspritze sind die Einnahmen aus den drei garantierten Heimspielen im Happel-Stadion, bei denen die Grün-Weißen von jeweils 35.000 Zuschauern ausgehen.

Von den Einkünften müssen Ausgaben etwa für Spielerprämien wieder abgezogen werden. Wie viel die Kicker für einen Auftritt im Kreis der besten Klubs Europas erhalten, ist bereits ausverhandelt, über finanzielle Details wurden naturgemäß keine Angaben gemacht.

Wenn nun auch mehr Geld zur Verfügung steht - Schnellschüsse der Hütteldorfer auf dem Spielersektor bis zum Ende der Transferzeit am 31. August sind nicht zu erwarten. "Wir werden mit dieser erfolgreichen Mannschaft in die Gruppenphase gehen", schloss Edlinger kurzfristige Neuverpflichtungen kategorisch aus. "Wir haben heuer einen wesentlich größeren Kader als im Vorjahr. Daher sehe ich die Chancen, trotz der Doppelbelastung in der Meisterschaft zu reüssieren, durchaus als intakt", meinte der ehemalige Finanzminister und wies darauf hin, dass die in einigen Wochen erwartete Rückkehr von Martin Hiden und Vladimir Labant die angespannte Situation in der Defensive verbessern wird.

Eines steht für Edlinger fest. "Auch wenn wir jetzt in der Champions League spielen, können wir uns nicht mit Klubs wie Austria oder Salzburg vergleichen, deren Budget nach oben hin offen ist." Gegen die wirtschaftliche Unterlegenheit hat Rapid aber schon in der Vergangenheit ein Rezept gefunden, betonte der Klubchef. "Wir werden mit dem Geld mit der gleichen Umsicht umgehen wie zuvor und manches durch verstärktes Engagement kompensieren. Im Fußball gibt es ein paar Dinge, die man nicht kaufen kann."

Vorrangiges Ziel aus ökonomischer Sicht sei es nun, "in aller Ruhe die Finanzplanung für diese und die nächste Saison zu machen." Sportlich gesehen erwartet Edlinger einen Imagegewinn für Österreich im Allgemeinen und Rapid im Besonderen. "Wir werden versuchen, dem heimischen Fußball eine positive Zensur zu verpassen. Aber natürlich ist es auch für den Klub positiv, weil laufende Sponsorenverträge möglicherweise schneller abgeschlossen werden können", spekulierte Edlinger.

Der Präsident wünscht sich für die Gruppenphase "richtige Kracher. Die wären mir lieber als nicht so prominente Gegner, gegen die man auch große Probleme hat." Was auch immer die Auslosung am Donnerstag bringt, sein Klub ist laut Edlinger jetzt schon ein großer Gewinner. "Die Champions-League-Spiele werden dazu beitragen, dass die Rapid-Familie noch enger zusammenwächst."

Die Zukunft eines wichtigen "Familienmitglieds", jene von Trainer Josef Hickersberger, steht dagegen noch in den Sternen. Der Vertrag des ehemaligen Teamchefs läuft mit Saisonende aus, bisher gab es noch keine Gespräche über eine Verlängerung. "Das ist eine Angelegenheit zwischen uns Beiden. Wir werden die Öffentlichkeit informieren, wenn es etwas zu vermelden gibt." Edlinger will den Wunsch seines Sportmanagers Peter Schöttel, in der Trainerfrage bis spätestens Winter Klarheit zu haben, erfüllen und macht kein Hehl daraus, welche Lösung er bevorzugt. "Ich würde es begrüßen, wenn Hickersberger in der nächsten Saison wieder unser Trainer ist."(APA)