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Foto: APA/Guenter R. Artinger
Wien - Der österreichische Industrielle Mirko Kovats, als "Mister Top Deal" ("News") bekannt geworden, ist mit seinen Übernahmeplänen für die Bank Burgenland gescheitert. Nachdem sich ein heftiger Politstreit im Land an seinem Anbot, das von Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) bereits verkündet worden war, entzündet hat, zog der Industrielle die Notbremse und sein Kaufanbot für die im Landesbesitz stehende angeschlagenen Bank zurück.

Was im Burgenland im Vorfeld des geplanten Kaufs der Bank politisch abgelaufen sei, sei ihm "zu viel gewesen", so der eigentlich als abgebrüht geltende Industrielle resignierend.

Dabei wollte sich Kovats offenbar ein Geburtstagsgeschenk der besonderen Art machen: Ausgerechnet an seinem Geburtstag am 3. August gab der 1948 Geborene seinen geplanten Einstieg bei der Bank Burgenland bekannt. Wohl ein Teil seines verkündeten Zieles, die "größte Industriegruppe" Österreichs aufzubauen.Sein Geld macht der Industrielle aber nun zunehmend auch im Ausland.

Unaxis-Übernahme

Erfolgreich war Kovats jüngst in der Schweiz, wo ihm die Übernahme des Traditions-Mischkonzerns Unaxis gelang. Jetzt kommt ein neues Projekt in der Slowakei dazu.

"Mit Unaxis machen meine Unternehmen mit 14.000 Mitarbeitern 2,5 Mrd. Euro Umsatz", erklärte der Großinvestor im Mai nach der mehrheitlichen Übernahme des Schweizer Großkonzerns Unaxis zusammen mit seinem Partner Ronny Pecik und ihrer Beteiligungsgesellschaft Victory. Dem Deal war ein monatelanger Übernahmekampf vorausgegangen. Schneller ging es in der Slowakei.

Dort will Kovats jetzt nach dem gescheiterten Bank Burgenland-Deal für 70 bis 80 Mio. Euro in den nächsten vier Jahren ein Werk mit 400 Arbeitsplätze aufziehen. Melancholische Anmerkung des Industriellen: "Ich hätte das sonst in Österreich gemacht, weil ich ein Industriepatriot bin."

1,1 Milliarden Euro Umsatz

2005 soll Kovats' Firmengruppe A-Tec mit der Austria Antriebstechnik ATB (Elektromotoren), Austrian Energy (Anlagenbau), Montanwerke Brixlegg (Metalle) sowie der Maschinenfabrik Emco auf 30 Mio. Euro anwachsen, der Umsatz von 950 Mio. auf 1,1 Mrd. Euro steigen", so Kovats. Nachsatz: "Ohne Akquisitionen."

Kein anderer heimischer Investor hat in den vergangenen Monaten so viele Schlagzeilen gemacht wie Kovats. Ein Blick in die Firmendatenbank belegt die Umtriebigkeit des Investors: Der Kapitän der Firmengruppe A-Tec-Industries ist darin mit nicht weniger als 25 aufrechten und 47 "gelöschten" Funktionen angeführt.

Österreichische Industriegeschichte schrieb Kovats, als seine Industriegruppe im Herbst 2004 ein 16,45-Prozent-Paket an der VA Tech an Siemens verkaufte und damit die folgende Übernahme der größten heimischen Industriegruppe an den deutschen Elektrokonzern ermöglichte.

Im Juli erteilte die EU grundsätzlich grünes Licht für die Übernahme, Siemens muss sich aber vom Wasserkraftgeschäft der VA Tech trennen. Postwendend hat Kovats auch dafür sein Interesse bekundet.

"Tänzer der Old Economy"

Als "Tänzer der Old Economy" bezeichnete das Nachrichtenmagazin "Format" den Investor, als er 2002 mit dem Erwerb des knapp 20-prozentigen voestalpine-Aktienpakets an der VA Tech seinen bis dahin größten Deal landete.

In regelmäßigen Abständen fädelt Kovats Übernahmen vorzugsweise im Bereich Maschinenbau ein. In der Folge wurden die übernommenen Objekte "umgekrempelt" und in sein Industrieimperium eingebaut - sofern sie glückten.

Begonnen hat die Geschichte des Industrieimperiums 1997, als Kovats die Hälfte des Salzburger Maschinenbauers Emco übernahm. Erst Ende 2002 gingen die zweiten 50 Prozent des Halleiner Unternehmens in den Besitz des öffentlichkeitsscheuen studierten Handelswissenschafters über.

Ende 2001 übernahm Kovats zusammen mit seinem Partner Christian Schmidt von der so genannten "Pleiteholding" GBI den steirischen Elektromotorenhersteller Austria Antriebstechnik ATB, der nach Umorganisation und Personalabbau wieder die Gewinnzone erreichte.

Beim Kauf der Grazer Austrian Energy Energietechnik (AEE) aus der Masse des insolventen deutschen Babcock-Konzerns im August 2002 setzte sich Kovats gegen gut zwei Dutzend höchst interessierter Mitbieter durch.

Misserfolg

Doch auch Misserfolge musste Kovats bisher einstecken: Sein Plan, die Traiskirchner Semperit-Reifenfabrik von der Hannoveraner Continental zu übernehmen, scheiterte ebenso wie der Plan, das Wiener TV-Geräte-Werk vom maroden deutschen Elektrogerätehersteller Grundig aufzukaufen.

Geehrt fühlt sich Kovats durch Aussagen von Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, der gemeint hatte, "mehr Kovatse wären besser für Österreich". Denn "Leute wie ich bewegen die Industrie, und schlecht gemanagte Unternehmen wie die VA Tech werden sich daran gewöhnen müssen, dass sie neue Eigentümer bekommen", so der Top-Manager über sich selbst.

Kovats ist verheiratet und hat zwei Söhne, darüber hinaus ist kaum etwas über sein Privatleben bekannt. Neben dem Industrieimperium besitzt er noch zwei Hotels in Wien sowie die Wiener Discotheken U4 und Nachtwerk. Seit kurzem gehört er auch dem Vorstand der Industriellenvereinigung (IV) an. (APA)