Berlin - Jedes siebente Kind in Deutschland lebt in Armut. Dies geht aus einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (DPWV) hervor, die am Donnerstag in Berlin veröffentlicht wurde. Die Kinderarmut in Deutschland sei mit der Einführung der Arbeitsmarktreform Hartz IV zu Jahresbeginn auf eine Rekordzahl von 1,7 Millionen gestiegen, erklärte Verbandschef Ulrich Schneider. Hartz IV bedeute zu wenig für zu viele.

Nach Berechnungen des Verbandes leben über über 1,5 Millionen Kinder auf Sozialhilfeniveau. Auf weitere 200.000 schätzt der DPWV die Dunkelziffer der Kinder, die zwar ein Anrecht auf eine Sozialleistung haben, diese jedoch nicht in Anspruch nehmen. Insgesamt lebten 14,2 Prozent der Mädchen und Buben in Armut. Die Zahlen variierten stark zwischen Ost- und Westdeutschland. In Westdeutschland liege die Kinderarmutsquote bei 12,4 Prozent, in Ostdeutschland bei 23,7 Prozent. In etlichen Städten werde sogar die 30 Prozent-Marke deutlich überschritten, erklärte der Verband.

"Es ist verheerend für ein Gemeinwesen, wenn ein Drittel der Kinder vom normalen gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind", sagte Schneider. Für Kinder, die von Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe leben müssten, sei vieles Tabu, was für andere selbstverständlich sei: "Musikunterricht, Turnen im Sportverein, Zoobesuch oder Computerkurs." Nicht einmal Nachhilfeunterricht sei bezahlbar. Der Verband forderte eine Erhöhung von Sozialgeld, Arbeitslosengeld II und Sozialhilfe. Zudem müsste das deutsche Bildungssystem so verbessert werden, dass Kindern aus benachteiligten Familien bessere Chancen hätten. (APA/AP)