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Bern/Zürich - Die Lage in den Hochwasser-Gebieten der Schweiz hat sich in der Nacht auf Donnerstag weiter entspannt. Die Wasserstände der Flüsse und Seen blieben nach Angaben der Behörden stabil oder gingen langsam zurück. Die Bergungs- und Räummannschaften, die seit dem Wochenende permanent im Einsatz standen, sahen sich am Donnerstag mit Bergen von Treibholz konfrontiert. Es muss schnellstens weggeräumt werden, sonst kann das Wasser nicht ablaufen.

Probleme bereitete nach wie vor die Trinkwasserlage. Auch wenn der Vierwaldstätter See nicht weiter steigt, mussten in der Innenstadt von Luzern weitere Straßen gesperrt werden. Im Kanton Schwyz rutschte am Mittwochabend eine Straße ab.

Treibholz verstopft Schleusen

Das Treibholz verstopft besonders am Thunersee und in Bern wichtige Schleusen und Schwellen. Die Räummannschaften, unterstützt von rund 1.000 Soldaten, mussten riesige Holzmengen bergen oder zerkleinern, damit sie weggeschwemmt werden können. Die in den Seen installierten Treibholzsperren konnten längst nicht alles auffangen. Viel Holz wurde unter Wasser angeschwemmt und kann so die Sperren passieren. An manchen Seen waren auch nicht ausreichend Sperren vorhanden.

Im Kanton Bern war die Lage nach einer trockenen Nacht am Donnerstagmorgen weitgehend unverändert. Im Mattequartier der Haupstadt sollten am Morgen weitere Personen evakuiert werden, da die reissende Aare die Stabilität der Altstadthäuser bedrohte. Im Kanton Graubünden hat sich die Lage nach den Unwettern auf den Verkehrswegen wieder langsam normalisiert. Am Thunersee ist der Pegelstand in der Nacht nicht weiter angestiegen.

Verkehr entspannt sich

Auch bei den Verkehrswegen gab es eine leichte Entspannung. Wieder offen war die Flüelapassstrasse zwischen Davos und Susch, jedoch nur in Fahrtrichtung Oberengadin. Am Donnerstag will die Rhätische Bahn die Autoverladung durch den Vereinatunnel wieder aufnehmen. Nach wie vor blieben zahlreiche Straßen im Berner Oberland gesperrt. Offen war dagegen wieder der Brünigpass.

In Uri wurde in Aussicht gestellt, dass ab dem Nachmittag wieder Züge auf der gesamten Gotthardlinie rollen sollen, vorerst aber nur für den Regionalverkehr. Andere Teile des Kantons waren immer noch ohne Strom. In Obwaldner Hauptort Sarnen funktionierte die Trinkwasserversorgung nach wie vor; allerdings musste das Wasser abgekocht werden, bevor es getrunken werden durfte. In Engelberg, wo rund 1000 Touristen ausharrten, gab es wieder Strom. Der Ort konnte zunächst nur auf dem Luftweg erreicht werden.

Fast 50 Erdstöße in vier Tagen registriert

Die massiven Regenfälle in der Schweiz haben in dem Alpenland auch die Erde beben lassen - auch wenn dies kaum jemand bemerkt hat. Wie der Schweizerische Erdbebendienst am Donnerstag mitteilte, registrierten die Messgeräte seit Montag eine deutliche Zunahme der seismischen Aktivität in der Zentralschweiz. Seitdem seien 47 Erdstöße aufgezeichnet worden.

Die Experten vermuteten, dass sie von den ungewöhnlich starken Regenfällen der vergangenen Tage ausgelöst wurden. Für diese Theorie spreche unter anderem, dass in der Zentralschweiz der meiste Regen fiel. Dadurch wurde offenbar das unterirdische Verrutschen von Gesteinsmassen erleichtert.

Normalerweise werden von den sensiblen Geräten der Experten im Schnitt zwei Erdstöße pro Tag in der Schweiz registriert. Die nun fast 50 Stöße in vier Tagen hatten eine Stärke von eins bis zwei auf der Richterskala. Das stärkste Beben wurde den Angaben zufolge mit 2,4 gemessen. Nur vereinzelt wurden die Erdstöße den Angaben zufolge von der Bevölkerung wahrgenommen, manche Bewohner hörten einen lauten Knall. (APA/dpa/AFP)