Wien - Die Möglichkeit des großen europäischen Wirtschaftsraums nutzen, die USA zum Vorbild nehmen und nach dem Motto "Think globally - act locally" (Denke global - handle lokal) zuerst an die Zukunft der eigenen Region denken. Diese Vorgabe stellte der Vizepräsident des Europäischen Forums und wissenschaftliche Geschäftsführer der Austrian Research Centers (ARC), Erich Gornik, bei der Eröffnung der Technologiegespräche beim Forum Alpbach am Donnerstag in den Raum.

Das heurige Thema der bis Samstag dauernden Technologiegespräche lautet "Forschung, Entwicklung, Produktion - eine globale Neuordnung der Standorte". Im weltweiten Wettlauf um einen lokalen Standortvorteil seien drei Maßnahmen wesentlich, so Gornik.

Maßnahmen

Einerseits müsse die Attraktivität einer Region derart gesteigert werden, dass es gelingt, die besten Wissenschafter anzuziehen. Zweitens müssten hochspezifische Standortstrategien für das Wachstum der Regionen entwickelt werden, in denen Ausbildung, Innovation, industrielle Umsetzung und Finanzierung zusammenspielen. Außerdem werde die Bedeutung großer Konzerne für die Standortentwicklung immer wichtiger - daher müssten mehr europäische Konzerne geschaffen werden, denen die Entwicklung Europas und der Standort Europa am Herzen liegt.

Ihm falle es schwer zu glauben, dass in Europa die Produktivität weiter so stark gesteigert werden könne, um mit China und Indien mithalten zu können, so Gornik. Dabei biete sich ein Vergleich mit dem Sport an: "Statt im 100-Meter-Lauf einen 40-jährigen Europäer gegen einen 20-jährigen Chinesen antreten zu lassen, sollten wir die Sportart bestimmen und das Heft nicht aus der Hand geben. So hätten wir sicher mehr Chancen im Golf als beim Laufen." Gleichzeitig erinnerte Gornik daran, dass nur jene europäischen Länder hohe Wachstumsraten aufweisen, die auch hohe Forschungsquoten haben. Als Beispiele nannte er Schweden, Finnland und Norwegen.

Raten

Forschungs-Staatssekretär Eduard Mainoni (BZÖ) ortete in Europa - im Unterschied zu Österreich - eine bedenkliche Entwicklung. Das Ziel einer durchschnittlichen Forschungsquote in der EU von drei Prozent im Jahr 2010 sei nach derzeitigem Stand nicht zu halten.

In Europa sei das F&E-Wachstum im Vergleich zum Jahr 2000 rückläufig. Dadurch verliere der Standort Europa an Attraktivität: So würden die Investitionen europäischer Unternehmen in den USA steigen, während jene amerikanischer Firmen in Österreich rückläufig seien. Österreich müsse sich dafür einsetzen, dass die EU ihre selbst gesteckten Ziele ernst nehme, so Mainoni.

Allerdings stimme ihn die derzeitige Diskussion über die Ausgestaltung des siebenten EU-Rahmenprogramms bedenklich. Die Kommission hat im April vorgeschlagen, die Forschungsausgaben für die nächste Finanzperiode 2007 bis 2013 zu verdoppeln. Diese Maßnahme steht auf Grund des Streits über das EU-Budget aber nun in Zweifel.(APA)