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Lance Armstrong verteidigt sich.

Foto: APA/AP/Rebours

Washington - Der US-Radstar Lance Armstrong, der seine Karriere im Juli nach dem siebenten Gesamtsieg in der Tour de France beendet hat, geht nach den jüngsten Dopingvorwürfen zum Gegenangriff über. Der 33-Jährige bezeichnete die Vorwürfe von Tour-Direktor Jean-Marie Leblanc am Mittwoch (Ortszeit) in einer Telefon-Pressekonferenz mit ausgewählten Journalisten aus einem Hotelzimmer in Washington als "absurd".

Leblanc hatte dem erfolgreichsten Radprofi der Gegenwart nach Bekanntwerden von positiven Urinproben aus dem Jahr 1999 (EPO) vorgeworfen, die Sportwelt betrogen und zum Narren gehalten zu haben. "Es gibt nicht nur eine B-Probe. Es gibt sieben A- und B- Proben, die alle negativ sind. Alle Proben, die ich während meiner Tour-Jahre abgegeben habe, enthielten definitiv kein EPO", sagte Armstrong.

Telefonat mit Leblanc

Er habe lange mit Leblanc telefoniert. "Dabei hat er nicht einen einzigen Vorwurf geäußert, mit dem ihn die 'L'Equipe' zitiert hat", meinte Armstrong weiter. Der Sportzeitung warf er vor, die Veröffentlichungen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten lanciert zu haben: "Das verkauft sich sehr gut". Der Texaner schloss rechtliche Schritte gegen die Urheber der Doping-Nachricht nicht aus. "Man müsste sich erst einmal überlegen, gegen wen man in diesem Fall aktiv werden wollte. Wenn man einen Prozess anstrebt, muss man der Sache wirklich auf den Grund gehen. Das kostet eineinhalb Millionen Dollar und zwei Jahre meines Lebens. Mit meinem Geld und meiner Zeit kann ich Besseres anfangen."

Wegen verschiedener Doping-Vorwürfe hat Armstrong bisher verschiedene Prozesse geführt, unter anderem gegen seine ehemalige Betreuerin Emma O'Reilly, seinen Ex-Assistenten Mike Anderson und die Autoren und den Verlag des Enthüllungs-Buches "L.A. Confidential".

In die durch die "L'Equipe"-Veröffentlichung der Testergebnisse aus dem Anti-Doping-Labor in Chatenay-Malabry hervorgerufene Affäre könnten auch noch andere Tourstarter verwickelt werden. Denn nach Angaben der Zeitung wurden in insgesamt zwölf eingefroren gewesenen Urinproben aus den jahren 1998 und 1999 EPO nachgewiesen. Sechs hat "L'Equipe" Armstrong zugeordnet, über die restlichen wurde bisher nichts bekannt.

Lamour: "Schwerer Schlag"

Der französische Sportminister Jean-Francois Lamour meinte, dass eine Bestrafung Armstrongs oder Sanktionen gegen ihn unmöglich erscheinen, weil die Gegenkontrolle durch eine zweite Probe nicht stattfinden kann. "Ich habe die in L'Equipe' abgedruckten Laborprotokolle nicht im Original gesehen. Aber wenn es stimmt, was in der Zeitung steht, ist das ein schwerer Schlag gegen den Radsport", sagte Lamour.

Armstrong selbst sieht sich wegen der fehlenden Möglichkeit einer Gegenprobe schutzlos an den Pranger gestellt. "Allein aus moralischen Gesichtspunkten: Wie kann man einen Mann derart öffentlich verfolgen, wenn dieser nicht einmal die Möglichkeit hat, sich zu verteidigen?" Dabei bezichtigte er das Labor Chatenay-Malabry der doppelten Verletzung des Codes der Welt-Antidoping-Agentur (WADA). Im Falle nur noch einer verbleibenden Urinprobe müsse diese anonym bleiben und dürfe selbst zu Forschungszwecken nur mit Einverständnis des Athleten geöffnet werden.(APA/dpa/AFP)