Bagdad - Im Irak sind Kämpfe zwischen rivalisierenden Gruppen der schiitischen Bevölkerungsmehrheit aufgeflammt. Auslöser war der Versuch von Anhängern des radikalen Predigers Moktada al-Sadr, ihr im vergangenen Jahr geschlossenes Büro in der südirakischen Stadt Najaf wiederzueröffnen. Dort kamen nach Polizeiangaben mindestens vier Menschen ums Leben, 20 wurden verletzt. Die Kämpfe weiteten sich auf weitere Städte im schiitischen Süden des Landes aus.

Aus Najaf, Nassiriya und Bagdad wurden Donnerstag, wie schon am Vortag, gewalttätige Zusammenstöße zwischen Anhängern des radikalen Schiiten-Predigers Moktada al-Sadr und den Sicherheitskräften gemeldet. Auf der Seite der Polizei sollen angeblich auch Angehörige der Badr-Brigaden gekämpft haben.

Die Badr-Brigaden sind die Parteimiliz der Schiiten-Partei Hoher Rat für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI). Übergangsregierungschef Ibrahim al- Jaafari rief die Konfliktparteien auf, sich zusammenzureißen. Die Menschen im Irak müssten lernen, Meinungsverschiedenheiten anders auszutragen und abweichende Ansichten zu ertragen.

Sadr ruft nach Kämpfen zu Ende der Gewalt auf

Sadr rief am Donnerstag zu einem Ende der Gewalt auf. Moslems sollten nicht gegeneinander kämpfen, erklärte der Geistliche in Najaf. "Der Irak durchläuft eine kritische und schwierige Zeit, die Einheit erfordert." Die Gläubigen sollten keine unschuldigen Zivilisten angreifen und "nicht auf den Plan der Amerikaner hereinfallen, der darauf abzielt, uns zu spalten".

Angriffe sunnitischer Aufständischer in Bagdad

In Bagdad griffen kleine Gruppen von sunnitischen Aufständischen die Polizei an. Die schwarz uniformierten und maskierten Rebellen brachten mehrere Autobomben zur Explosion und eröffneten das Feuer auf die Beamten. Mindestens 13 Menschen wurden nach Angaben der Behörden getötet und 43 verletzt. Unter den Toten sind mindestens drei Polizisten und drei Rebellen.

Zusammenstöße in Najaf

Bei den Zusammenstößen in Najaf, der Heiligen Stadt der Schiiten, ging das Büro der Anhänger Sadrs in Flammen auf. Diese machten die größte schiitische Partei, den Obersten Rat für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI) dafür verantwortlich. Die Nachrichten von den Ereignissen in Najaf verbreiteten sich schnell in weiteren Städten im Süden. In Basra, der zweitgrößten irakischen Stadt, attackierten Anhänger Sadrs die SCIRI-Parteizentrale und das Hauptquartier ihrer Miliz, der Badr-Brigade. In Amara wurden acht Mörsergranaten auf das dortige SCIRI-Büro abgefeuert. Zusammenstöße wurden auch aus Kut, Diwaniya und Nassiriya gemeldet.

Aus Protest gegen die Vorfälle in Najaf erklärten 21 Anhänger Sadrs im Parlament und drei Kabinettsmitglieder ihre weitere Mitarbeit für ausgesetzt. Ministerpräsident Ibrahim al-Jaafari, ebenfalls ein Schiit, rief kurz vor Mitternacht im irakischen Fernsehen zu Ruhe und Besonnenheit auf.

Überfall auf Cafe in Abu Sayda

Bei einem Feuerüberfall auf ein Cafe in der irakischen Stadt Abu Sayda wurden am Donnerstag nach Angaben von Gesundheitsvertretern sechs irakische Zivilisten getötet. Drei Menschen seien zudem verletzt worden, als Unbekannte das Cafe gestürmt und das Feuer eröffnet hätten, hieß es weiter. Die Männer seien gerade beim Frühstück gewesen. Es war zunächst unklar, wer hinter dem Anschlag steckte. Die Stadt liegt rund 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad. (APA/dpa/Reuters/AP)