In Ulf Langheinrichs audiovisueller Performance verschmelzen Bild- und Tonelemente ineinander. Dehnung und Wiederholung generieren Spannung, die Beschallung erfolgt quadrofonisch.

Foto: Ars Electronica/Langheinrich
Der in Deutschland geborene und in Wien lebende Künstler Ulf Langheinrich präsentiert im Rahmen der Ars Electronica sein an der Schnittstelle von Audio- und visueller Kunst angesiedeltes Werk - und liefert dazu einen erklärenden Vortrag.


Um den gedanklichen Hintergrund seines Werks zu verdeutlichen, wird der heuer bei der Ars Electronica auftretende Multimediakünstler Ulf Langheinrich am 4. September im Linzer Brucknerhaus einen Vortrag halten. Doch bereits die Theorie dieses an den Schnittstellen von Audio-und visueller Kunst arbeitenden Forschers ist - Zitat Rainald Goetz - eine "harte Suppe".

Wie hart, zeigt ein Exzerpt eines Textes von Langheinrich zu seiner Arbeit "Audiovisual Environment": "Der elektronische Raum steht zunächst einmal für sich selbst, wird also nicht als audiovisueller Kommentar zur Körperperformance aufgefasst. Ungeachtet dessen werden beide, Körperperformance und elektronischer Raum, gemeinsam als eine Arbeit präsentiert und also so gelesen.

Ich halte die Ambivalenz von Nebeneinander und Miteinander für einen sinnfälligen Ansatz, zumindest hinsichtlich der, mich im Zusammenhang mit dieser Arbeit interessierenden, Aspekte von Vereinzelung, Fragmentierung und Vergeblichkeit. Dabei wird der elektronische Raum selbst nicht als fragmentiert, sondern als geradezu hermetisch geschlossen angelegt. Idealerweise verstärkt diese Herangehensweise die Ambivalenz. Handlung bewirkt nichts, sondern Zeit läuft ab; mit nur wenigen Metern Tiefenschärfe vorwärts tastend, manifestiert sich keine unmittelbar brauchbare Erkenntnis, sondern ein Zustand."

Strenger Orden

Noch jemand da? Man merkt schon, der 1960 im deutschen Wolfen geborene und in Wien lebende Künstler gehört einem strengen Orden an, dessen Botschaft nicht allzu zugänglich erscheint. Jedenfalls errichtet Langheinrich Verbindungen von Klang und Bild und jongliert dort mit den Mitteln der experimentellen elektronischen Musik sowie den Aufbereitungs- und Veränderungsmöglichkeiten von visuellen Medien - und vermengt diese mit den von ihm dazu generierten Sounds zu exakt konstruierten Erlebniswelten, auch Installationen genannt.

Dass dabei die tatsächlich erlebbar gemachten Ergebnisse und das etwas lebensfremd anmutende theoretische Über-und Unterfutter zuweilen weit auseinander klaffen, ja, dass das eine mit dem anderen von Außenstehenden oft gar nicht in Zusammenhang zu bringen ist, wird dabei als akzeptiertes subjektives Empfinden in Kauf genommen.

Im Werk des gemeinsam mit Kurt Hentschläger als Duo Granular Synthesis bekannt gewordenen Künstlers hat zudem längst so etwas wie eine eigene Physik Einzug gehalten. Begriffe wie "pseudoorganische Situation", "Emotionsmaschine" oder "elektronischer Tonanteil" kommen darin ebenso vor wie vergleichsweise banale Begriffe wie Techno oder Ambient und erheben das Werk Langheinrichs in die Höhen einer "Geheimwissenschaft".

Erleben kann man bei den Aufführungen seiner Werke also reine Machbarkeitsstudien oder ein sich auf wunderliche Weise erschließendes Paralleluniversum, das vom weißen Rauschen über Monotonie bis zur Dynamik reicht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.8.2005)