Von der Hochschule in den Kindergarten: Kindergarten­pädagoginnen sollen in Zukunft auch akademisch in den neuen Pädagogischen Hochschulen ausgebildet werden.

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Wien - Die Opposition hätte Johannes Hahn schon auf seiner Seite. Die Bildungsexperten sowieso. Denn sie fordern schon lange, was der Wiener ÖVP- Chef jetzt auch will: dass künftig auch die Kindergartenpädagoginnen - die ersten "Profis", mit denen Kinder zu tun haben - auf Hochschulniveau ausgebildet werden.

Jetzt muss Hahn nur noch die Adressatin der Forderung nach einem Ausbildungs- Upgrading für Kindergartenpädagoginnen überzeugen - Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, eine Parteifreundin.

Das dürfte nicht leicht werden, denn in Gehrers Büro hält man akademische Kindergartenpädagoginnen für "nicht unbedingt notwendig. Wir haben jetzt mit der fünfjährigen Matura-Ausbildung sehr gute Kindergärtnerinnen." An eine Integration in die Pädagogischen Hochschulen, wo ab 2007 Volks-, Haupt- und Sonderschullehrer ausgebildet werden, sei nicht gedacht.

"Es wäre ein Wunder, wenn Herr Hahn es schaffen würde, bei seiner Parteikollegin Gehrer, die bis jetzt alle Gespräche dazu abblockt, ein Umdenken zu bewirken", hofft Raphaela Keller vom Dachverband der Kindergarten- und Hortpädagoginnen. Ihre Forderung: "Alle pädagogischen Berufe brauchen eine gemeinsame Basisausbildung und dann Spezialisierung."

Auf der gleichen Linie sind die Bildungssprecher der Opposition. Erwin Niederwieser (SP) will Kindergärtnerinnen "selbstverständlich wie alle anderen pädagogischen Richtungen an den Pädagogischen Hochschulen ausbilden". Die Gegner fürchteten höhere Kosten für die Neo-Akademikerinnen in Kindergärten, aber auch dienstrechtliche Probleme mit den verantwortlichen Gebietskörperschaften.

Auch der Grüne Dieter Brosz will für Kindergartenpädagoginnen "natürlich wie für alle Pädagogen eine universitäre Grundausbildung." Fünf Ausbildungsjahre ohne Studium seien in Westeuropa ein "völliges Novum". Nur Deutschland (und auch da nicht alle Länder) bilde für den Job im Kindergarten auch noch nicht auf einer Uni aus.

Lücke im Gesetz

Ein klares Ja für universitäre Kindergartenausbildung kommt auch von Erziehungswissenschafterin Ines Maria Breinbauer. "Ich bin sehr dafür. Die Kindergartenpädagogik wurde im Akademiestudiengesetz buchstäblich ,vergessen'", sagte die Vizedekanin der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft an der Uni Wien im Gespräch mit dem STANDARD. Als Mitglied der Evaluierungs-und Planungskommission des Bildungsministeriums habe sie diese Lücke "schon wiederholt beklagt" - ohne Erfolg.

Unbedingt auf EU-weit üblichem höheren Niveau ausbilden, meint auch Waltraut Hartmann, wissenschaftliche Leiterin des Charlotte-Bühler-Instituts für praxisorientierte Kleinkindforschung: "Aber noch vorher muss endlich die Strukturqualität in den Kindergärten verbessert werden: mehr pädagogisches Personal und kleinere Kindergruppen." (DER STANDARD, Printausgabe, 26.8.2005)