Paris - Mehr als fünf Jahre nach dem Absturz einer Concorde bei Paris haben Experten in einem neuen Bericht scharfe Kritik an den französischen Behörden geübt. So wird den zuständigen Stellen vorgeworfen, die Sicherheit des Überschallflugzeugs nicht ausreichend überprüft zu haben, wie ein Rechtsanwalt und die Zeitschrift "Valeurs Actuelles" am Donnerstag berichteten. Den Angaben zufolge wurde das Dossier Untersuchungsrichter Christophe Règnard übergeben.

Der Anwalt Roland Rappaport sagte, der Bericht finde harte Worte für Sicherheitspersonal, den Hersteller der Concorde und die französische Zivilluftfahrtbehörde DGAC. Er habe den Bericht gelesen und erwarte, dass der Untersuchungsrichter gegen einige für die Sicherheit zuständige Personen vorgehen werde, sagte Rappaport. Der Anwalt vertritt die Familie des Piloten der Unglücks-Concorde, der zusammen mit 112 weiteren Menschen bei dem Absturz im Juli 2000 ums Leben kam.

"Zwanzig Jahre lang war die Concorde eine Gefahr für die Öffentlichkeit gewesen, und das Unglück musste eines Tages geschehen", sagte Rappaport. Das Magazin "Valeurs Actuelles" berichtete, der Untersuchungsrichter Règnard wolle am 31. August gegen mehrere Personen ein Ermittlungsverfahren einleiten.

Ermittlungen gegen Continental

Im März hatte die französische Justiz bereits ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen die US-Fluggesellschaft Continental eingeleitet. Eine DC-10 von Continental hatte am 25. Juli 2000 beim Start auf dem Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle eine Metall-Lamelle verloren, die am Beginn einer verhängnisvollen Kettenreaktion stand.

Die direkt im Anschluss startende Concorde der Air France mit 96 deutschen Touristen an Bord rollte über das Teil. Ein Reifen platzte, umherfliegende Gummiteile verursachten eine Schockwelle in der linken Tragfläche, die einen Tank von innen her aufriss. Ausströmendes Kerosin entzündete sich. Das Überschallflugzeug stürzte brennend auf ein Hotel im Pariser Vorort Gonesse, 113 Menschen starben. Die Tanks sollen einer Untersuchung zufolge nicht ausreichend gegen Schockwellen gesichert gewesen sein. Dieses Risiko sei seit 1979 bekannt gewesen. (APA/AP)