Ausgezeichnete Animation: "City Paradise" - London, gesehen von Gaelle Denis.

Foto: Denis/Passion Pictures

Mit einer Honorary Mention für Interactive Arts 2005 bedacht: "Intimate Transactions", ein abgegrenzter Raum zur digitalen Simulation von Schwerkraft, von Keith Armstrong/The Transmute Collective (AU).

Foto: Seiko Mikami, Sota Ichikawa
Wie jedes Jahr präsentiert das Linzer O.K Centrum für Gegenwartskunst die Preisträger des Prix Ars Electronica: Nutzbarkeit statt purer Vision scheint die Devise in sämtlichen Kategorien zu sein.


Die geografisch wohl exotischste von 2975 Einreichung zum Prix Ars Electronica 2005 erreichte Linz von den Solomon Islands, einem Inselstaat im südwestlichen Pazifik. Das unterstreicht zwar die internationale Bedeutung des Wettbewerbs, in dessen Rahmen 110.000 Euro an Preisgeldern ausgeschüttet werden - zu den Gewinnern gehört das Land östlich von Neuguinea allerdings nicht.

Da erging es den Beiträgen aus dem Iran, Bangladesch, Saudi-Arabien oder dem Kongo auch nicht anders. Gepunktet haben andere: Die Goldenen Nicas gehen nach Polen, Indien, Lettland, den USA, Kanada und nach Österreich.

Standen in den 80ern und 90ern des vorigen Jahrhunderts die verwendete Hard-und Software noch im Zentrum des Interesses, hat sich dieses in den letzten Jahren mehr dem Umgang, den Auswirkungen und der Interpretation neuer Technologien zugewendet. "Neue Medien werden zum selbstverständlichen Werkzeug in der Umsetzung von breiter angelegten Ideen, Konzepten und Geschichten", begründet Festivalleiter Gerfried Stocker die Verlagerung des Fokus. Ein solcher Fokus liegt auf der Frage, wie nun neue Technologien für eine bessere Welt genutzt werden könnten.

Eine mögliche Antwort darauf gibt das ambitionierte und Nica-gekrönte "Digital Communities"-Projekt Akshaya. Mit dem Ziel, breiten Bevölkerungskreisen des indischen Bundesstaates Kerala Internet und Computerkenntnisse zu vermitteln, sollen innerhalb von drei Jahren 6000 Internet-Zentren entstehen, die sowohl Infrastrukturen als auch geschätzte 50.000 neue Arbeitsplätze schaffen sollen.

Eine interaktive Milchstraße zieht das Riga Center for New Media Culture quer durch Europa. Mittels GPS zeichnet */MILKproject (Goldene Nica "Interaktive Kunst") den Weg des Rohstoffs Milch zwischen Lettland und den Niederlanden nach: eine Handelsreise durch unterschiedliche Kulturräume im zusammenwachsenden Europa.

Weit abgelegen von jeglichen Handels- oder Reiserouten spielt Tomek Baginskis Animationsfilm Fallen Art, (Goldene Nica). Der Pole, 2003 für The Cathedral Oscar-nominiert, erzählt die Geschichte von ausrastenden Soldaten auf einem vergessenen Militärstützpunkt mitten im Pazifik. Selbstverständlich gehört dazu eine gehörige Portion bitterschwarzen Humors und entsprechend abstrus-verrückte Charaktere, wie etwa Sergeant Al. Dieser liebt seine jungen, folgsamen Untergebenen. Leider liebt er die Armee mehr, und so macht er aus seinen Soldaten regelmäßig Kanonenfutter, wenn er es auch mit bitteren Tränen bezahlt.

Genauso real wie fantastisch auch der in der gleichen Kategorie ausgezeichnete Film City Paradise von Gaelle Denis. Die am Londoner Royal College of Art ausgebildete 29-Jährige zeichnet die britische Metropole als ein für Fremde wie Protagonistin Tomoko einschüchterndes und trostloses urbanes Geflecht. Aber der Zufall führt die junge Japanerin in den Untergrund . . .

Dem stets großen Interesse an den Trickfilmen kommt man heuer erstmals mit einem gesonderten Animation-Festival nach, das - ebenfalls im O.K - in neun thematischen Blöcken ein Best-of des Prix Ars Electronica 2005 bietet.

Bei den Jüngsten ("u19-freestyle computing") wusste Markus Sucher aus Österreich die Jury zu überzeugen: Für die von ihm entwickelte eigene Kunstform Rennacs Studies scannte der 19-Jährige Filmsequenzen vom Monitor und verschmolz sie zu einem Einzelbild. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.8.2005)