Arak/Wien - Im Iran nehme die Repression gegen Homosexuelle derzeit zu, stellt der österreichische Amnesty-Generalsekretär Heinz Patzelt fest. Anlass ist die offenbar für Samstag oder Sonntag geplante Hinrichtung eines Schwulenpaares in der iranischen Stadt Arak - bereits die zweite Exekution Homosexueller im Iran binnen weniger Wochen.

Am 19. Juli waren in Mashad der 18-jährige Mohammad Askari und der 19-jährige Ayad Marhuni durch den Henkerstrick gestorben, was etwa den EU-Ratsvorsitz zu einer Protestnote nach Teheran bewogen hatte. Nun soll es um das Leben Farad Mostars und Ahmed Chokas (beide 27 Jahre alt) gehen. Ihnen wird vorgeworfen, in Arak einen 22-jährigen Mann entführt und vergewaltigt zu haben.

Unklarheit herrscht über den Vorwurf der Vergewaltigung. Laut in Europa lebenden Exil-Iranern füge die Teheraner Justiz Anklagen wegen offen gelebter Homosexualität - die unter Todesdrohung steht - oftmals "ein weiteres Delikt hinzu." Insgesamt sollen seit der Machtübernahme durch die Ayatollahs im Iran an die 4000 Lesben und Schwule hingerichtet worden sein.

Berichtet wurde über die neuerlichen Todesurteile in einigen Artikeln iranischer Zeitungen sowie in einer Fülle anonymer Berichte iranischer Verfasser im Internet. Für Amnesty der Anlass, um im Teheraner Justizministerium um Aufklärung zu ersuchen. Patzelt: "Die Antwort lautete, dass noch kein Urteil ausgesprochen worden sei - nicht unüblich als Antwort in Fällen von Todesurteilen".

Die Homosexuelleninitiative (Hosi) Wien hielt am Freitag in Wien eine Protestkundgebung gegen die Hinrichtungen ab. Sie forderte Außenministerin Ursula Plassnik (ÖVP) auch diesmal zu Protesten auf. Nach der Exekution der beiden 18-Jährigen hatte Plassnik der Hosi geschrieben: "Ich teile Ihre Abscheu über die Vorgangweise der iranischen Behörden". Den "aufgeworfenen Fragen" messe sie "besondere Bedeutung" zu. (DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.08.2005)