Finanzen & Börse
Europa: Gewinnmitnahmen und schwache US-Daten
Ein Kommentar von Alihan Karadagoglu und Jürgen Ulamec aus dem Equity Weekly der Erste Bank
Die europäischen Börsen entwickelten sich in der abgelaufenen Woche bei geringen
Umsätzen schwächer. Auf das Stimmungsbild wirkten sich vor allem Gewinnmitnahmen
und schwache US-Vorgaben negativ aus.
Beim Stoxx-Branchenvergleich fiel das Bild einheitlich negativ aus. Gewinnmitnahmen
gab es im Versicherungssektor. Vor allem geriet die Aktie von Allianz unter
Druck, nachdem ihr chinesischer Partner den Ausstieg aus dem Gemeinschaftsunternehmen
angekündigt hatte. Zudem notierten die Versicherungsaktien aufgrund
des Hochwassers in Mitteleuropa deutlich schwächer. Ein starker Anstieg im
Ölpreis reichte nicht aus, die Ölwerte ins positive Terrain zu hieven. Die europäischen
Pharmaaktien bekamen die negative Stimmung angesichts des jüngsten Urteils
gegen Merck zu spüren. Die Preissenkung des größten Stahlkonzerns Chinas
Baosteel um 17% ab dem kommenden Quartal schürte Ängste vor einem Preisverfall
auch bei europäischen Branchenwerten.
Unter den Einzeltiteln verbuchte der Rückversicherungskonzern Swiss Re im 1HJ.
einen Gewinnrückgang um 6% und verfehlte somit die Analystenerwartungen. Die
Aktien von Adidas litten unter dem schwachen Ausblick des US-Schuhhändlers Foot
Locker und einer Analystenherabstufung. Die geplante Übernahme der kanadischbritischen
Reederei CP Ships durch TUI fand unter Analysten keine Begeisterung
und das Papier des Touristikkonzerns wurde von mehreren Investmenthäusern
herabgestuft. Vor allem die zur Finanzierung der Akquisition angekündigte Kapitalerhöhung
von einer Milliarde Euro wirkte sich negativ auf den Aktienkurs aus. Positiv
aufgenommen von Anlegern wurde hingegen Zustimmung von Renal Care Group der
Übernahme durch Fresenius Medical. Spekulationen um eine Übernahme von Hypo
Real Estate durch die britische Blackstone Group trieb die Aktie zeitweise kräftig
nach oben. Darüber hinaus gilt der Titel neben Merck und Puma nach der Übernahme
der HVB durch Unicredito als heißer Anwärter für den Aufstieg in den DAX.
In der kommenden Woche stehen keine nennenswerten Unternehmensergebnisse
an. Die großen Konzerne in Deutschland konnten im Q2 im Durchschnitt einen
Ertragszuwachs von über 20% verzeichnen. Dieses positive Gewinnbild verhalf dem
deutschen Leitindex DAX seit Anfang Mai zu einem starken Kursplus von 15%. Für
den weiteren Kursverlauf dürften daher die Vorankündigungen zum laufenden Quartal
entscheidend sein.