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Der Dottore in der Schräge: Valentino Rossi trainiert Masaryk Circuit in Brünn.

Foto: AP/Josek
Brünn/Wien - Valentino Rossi ist nicht unbedingt ein Fan einsamer Inseln. Wenn er planschen will, dann reist er gern nach Jamaika. Rossi wurde aber dank seiner hohen Kunst des Motorradfahrens schon so berühmt, dass ihm die Frage, was er auf eine musik- und wirtshauslose Insel mitnehmen würde, nicht erspart blieb. Und zwar: "Eine Freundin, eine Motocrossmaschine und ein Boot zum Heimfahren."

Brünner Erinnerungen

Nach Brünn hat er sich seine Yamaha mitbringen lassen. Mit ihr peilt er im elften von heuer 17 Rennen den neunten Saisonsieg in der MotoGP-Klasse an. Mit Brünn verbinden Rossi gute und schlechte Erinnerungen. 1996 gewann der heute 26-jährige Italiener aus Urbino hier seinen ersten GP mit einer 125er Aprilia, damals hatte er noch nicht einmal einen Führerschein. 1998, bereits mit einer 250 unterwegs, birnte es ihn in der zweiten Kurve der ersten Runde. Im Vorjahr wurde Rossi in Brünn nur zweiter Sieger hinter dem Spanier Sete Giberbau, weil die Gummis den Reiter nicht bis zum Ende ertragen konnten.

Rossi, der mehrfache Weltmeister aller Klassen, hält gegenwärtig bei 76 Siegen, mit dem 77. würde er in der ewigen Bestenliste den Briten Mike Hailwood hinter sich lassen und auf Rang drei vorrücken. Nicht so bald zu schnappen, aber durchaus in Reichweite ist Spaniens Angel Nieto (90). Der erfolgreichste Biker aller bisherigen Zeiten, der Italiener Giacomo Agostini, hockt mit 122 Triumphen einsam auf dem Olymp. Rossi hat unlängst seinen Vertrag mit Yamaha bis 2006 verlängert. Um sich zu Agostini zu setzen, müsste Rossi aber den Lockrufen widerstehen, die praktisch pausenlos aus anderen Motorsportabteilungen ans Ohr des charismatischen, mittlerweile sechsfachen Motorrad-Champions dringen, so aus der Formel-1- und der Rallye-Szene.

Der Gewinn des siebten Titels scheint nur noch Formsache zu sein. Rossi besitzt 120 Punkte Vorsprung auf seinen Landsmann Marco Melandri, das hat noch keiner vor ihm zu diesem Meisterschaftszeitpunkt geschafft. Wenn er heuer noch zwei Rennen gewinnt, steht er schon wieder als Weltmeister fest.

Spannende 125er

In der 250er-Klasse führt der spanische Honda-Pilot Daniel Pedrosa, der in der nächsten Saison in die Moto-GP wechselt, überlegen vor dem Australier Casey Stoner (Aprilia/131). In der 125er-Klasse hat der Schweizer Tom Lüthi (Honda/119) knapp die Nase vor den beiden KTM-Piloten Mika Kallio (FIN/116) und Gabor Talmacsi (UNG/113). Ebenfalls auf KTM und mit einer Wild Card strebt der Oberösterreicher Michael Ranseder, der die kommenden vier Jahre im Werksteam engagiert ist, in die Punkteränge. (bez - DER STANDARD PRINTAUSGABE 27./28.8.2005)

Startaufstellungen für den Motorrad-GP von Tschechien am Sonntag in Brünn:

  • MotoGP: 1. Sete Gibernau (ESP) Honda 1:57,504 - 2. Nicky Hayden (USA) Honda 1:57,551 - 3. Loris Capirossi (ITA) Ducati 1:57,685 - 4. Valentino Rossi (ITA) Yamaha 1:57,875 - 5. Marco Melandri (ITA) Honda 1:57,999 - 6. Carlos Checa (ESP) Ducati 1:58,185

  • 250 ccm: 1. Jorge Lorenzo (ESP) Honda 2:02,261 - 2. Daniel Pedrosa (ESP) Honda 2:02,264 - 3. Casey Stoner (AUS) Aprilia 2:02,468 ... 23. Anthony West (AUS) KTM 2:05,621

  • 125 ccm: 1. Thomas Lüthi (SUI) Honda 2:08,638 - 2. Mattia Pasini (ITA) Aprilia 2:08,670 - 3. Mika Kallio (FIN) KTM 2:09,823 - 4. Marco Simoncelli (ITA) Aprilia 2:08,953 - 5. Gabor Talmacsi (HUN) KTM 2:09,564 ... 12. Michael Ranseder (AUT) KTM 2:09,998 - 13. Julian Simon (ESP) KTM 2:10,049 - 26. Stefan Bradl (GER) KTM 2:11,400