Sawako Takeuchi
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Mit der Nominierung von Sawako Takeuchi für den Posten des OECD-Generalsekretärs setzt Japan Zeichen nach innen und außen: Nicht nur ist Takeuchis Kandidatur als positives Signal für Karriere-orientierte Frauengenerationen innerhalb Japans im geringsten Fall als relevant zu interpretieren. Sollte Takeuchi der OECD-Posten zugesprochen werden, wäre sie die erste asiatische Vertreterin an der Spitze des Analyse- und Empfehlungsgremiums westlicher Industriestaaten.

Die ehemalige Ministerberaterin, erste Professorin in der Geschichte der renommierten Tokio-Universität und CEO des Forschungsinstituts Urban Design 21, ist eine von sechs KandidatInnen, die sich um die Nachfolge des derzeitigen Generalsekretärs Donald Johnston bewerben, der im Mai 2006 sein Amt übergeben wird.

"Dort war ich frei"

"Ich habe unermüdlich an meiner Karriere gearbeitet", so Takeuchi. Die quirlige Japanerin, Jahrgang 1952, die beim Reden ungern fotografiert weden will, weil sie dabei zu ernst schaue, hatte erkennen müssen, dass das Japan der 70er- und 80er-Jahre vom Thema Gleichbehandlung noch weit entfernt war, und verließ ihre Heimat - nach absolviertem Jusstudium u. a. an der Universität Waseda - Richtung Frankreich. "Dort", sagt sie, "fühlte ich mich frei und hatte das internationale Umfeld gefunden, das mir so liegt."

An der "Ecole Nationale des Ponts et Chaussées" in Paris, der sie auch als Vizepräsidentin vorsaß, habe sie StudentInnen aus 46 Ländern unterrichtet - und dabei viel über Kommunikation in einem und für ein multikulturelles Umfeld gelernt, sagt sie. Bereits damals habe sie sich bei der OECD beworben, sei aber, da sie noch keinen Doktortitel hatte, abgelehnt worden. Heute hat Takeuchi zwei, zudem klare Pläne für den "vakanten" Posten: "Ich denke, wir sind an einem Punkt, da sich die OECD weiterentwickeln, aufblühen kann oder bei ,Stillstand' verkümmern wird." Sie persönlich strebe drei große Ziele an:

1. Die Globalisierung:

Nicht nur das makroökonomische Wachstum, sondern die Entwicklung, auch die Bereiche "Umwelt" und "Soziales" müssten erweitert werden. Für einen "globalen Bogen" müsse der Europa-Fokus aufgebrochen werden.

2. Das asiatische Wirtschaftswachstum:

Man müsse sich vor allem des chinesischen Wirtschaftswachstums bewusster werden - mehr asiatische Staaten in die Gemeinschaft einbinden. China ist, neben vielen anderen asiatischen Staaten, kein OECD-Mitglied. Diese Entwicklung setze aber ein neues Organisationsmodells voraus.

3. Eine neue Kommunikationsstrategie:

"Ich sehe die OECD als Plattform, basierend auf intellektueller Arbeit." Danach sollte man stärker in die Praxis gehen, sich öffnen, "kundenorientierter" agieren.

Takeuchi stellt sich gerne in den Dienst der öffentlichen Gemeinschaft. Ihre Kandidatur ist ein weiterer Schritt vorwärts: "Auch wenn es nicht leicht gewesen ist, immer noch höhere Ziele anzustreben, ich tat es. Und irgendwann werden die entsprechende Ergebnisse sichtbar." (DER STANDARD, Print, 27./28.8.2005)