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Proben im Wiener Volkstheater für das Stück 'Change' von Wolfgang Bauer, 2005.

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Graz - Wolfgang Bauer war einer der wichtigsten und einflussreichsten österreichischen Dramatiker der Nachkriegszeit. In den ersten Jahren als Bürgerschreck angefeindet, avancierte er später selbst zum gefeierten und geehrten Bürger, dessen 60. Geburtstag mit "Bauerplay" und einem großen Theater-Fest am Grazer Schauspielhaus gefeiert wurde. Während seine realistischen Dramen wie "Magic Afternoon" einen Siegeszug durch die deutschsprachige Theaterlandschaft antraten, fanden die immer eigenwilligeren und poetisch-surrealen Stücke der letzten Jahre weniger Anhänger.

Karriere begann im Forum Stadtpark

Bauer wurde am 18. März 1941 in Graz geboren. Er studierte dort und in Wien Theaterwissenschaft, Romanistik, Jus und Philosophie. Sein Werk ist vielseitig: Neben Theaterstücken schrieb er auch Hör- und Fernsehspiele, Gedichte, Kurzprosa sowie den Roman "Der Fieberkopf". Seine Karriere begann im Forum Stadtpark, wo am 10. Februar 1962 seine ersten beiden Stücke "Der Schweinetransport" und "Maler und Farbe" uraufgeführt wurden. Der große Durchbruch kam 1968 mit der Uraufführung von "Magic Afternoon" in Hannover. Mit seinen Figuren, gelangweilten Existenzen, die keinerlei politische Ambitionen haben und deren Überdruss oft in sinnlose Gewalt mündet und deren direkte Sprache vielfach als ordinär empfunden wurde, schuf er ein scharfes, provokantes Bild der Zeit.

"Angst- und Schreckensbilder"

Wolfgang Bauer bezeichnete diese Figuren als "Angst- und Schreckensbilder", die er durchs Schreiben los werde. Ähnlich funktionierten auch "Change", "Silvester oder das Massaker im Hotel Sacher" und "Gespenster", die alle Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre uraufgeführt wurden. Die Wende kam mit "Magnetküsse" (1976) und "Memory Hotel": Die Realität spielte keine große Rolle mehr, Ebenen beginnen sich zu verschieben, surreale Einflüsse - wie sie auch seine berühmten Mikrodramen geprägt haben - werden spürbar. Bauer betätigte sich immer wieder auch selbst als Regisseur.

"Weil man sich selbst beim Leben nicht zuschauen kann?"

1996 wurde "Die Menschenfabrik" uraufgeführt, 2001 "Cafe Tamagotchi" und zuletzt im Oktober 2004 "Foyer". In diesem Stück kommt der 70-jährige Autor Dodler ins Foyer eines Theaters, um sich die Uraufführung seines Stückes anzuschauen. Doch er wird nicht in den Zuschauerraum gelassen und erfährt, dass das Stück bereits seit 70 Jahren gespielt wird. Ein herauskommender Kritiker meint zu wissen, warum der Autor nicht hineinkommt: "Vielleicht, weil man sich selbst beim Leben nicht zuschauen kann?"

Erfindungsreichtum

Das Werk Wolfgang Bauers wurde in mehr als 24 Sprachen übersetzt und in 35 Ländern aufgeführt. Seit 1986 erscheint die Werkausgabe Bauers, der u.a. 1994 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis und zuletzt im Oktober 2004 den Peter-Rosegger-Preis. "Ob Prosa, Lyrik, Essay, Film: Bauers Beiträge sind originell und unverwechselbar. Wolfgang Bauer baut, oft auch als Regisseur, mit leichter Hand Modelle eines ausweglosen Weltgeschehens auf", hieß es damals in der Begründung, "Sein Erfindungsreichtum ist so legendär wie seine Sprachkraft." (APA)