Morak: Linien fortgeführt, die Nestroy, Karl Kraus und Wittgenstein vorgegeben haben
Literatur
Schüssel: "Motor der literarischen Avantgarde"
Morak: Linien fortgeführt, die Nestroy, Karl Kraus und Wittgenstein vorgegeben haben
Wien - Der Tod des Autors Wolfgang Bauer "bringt eine der
gewichtigsten Stimmen der österreichischen Nachkriegsliteratur zum
Verstummen", so Bundeskanzler Wolfgang Schüssel in einer
Aussendung. "Österreich hat gestern einen seiner profiliertesten
Dramatiker und Poeten verloren. Wolfgang Bauer war kompromisslos in
seiner Gesellschaftskritik", seine Werke "zeichnen sich durch große
Sprachkraft aus, die viele auch irritiert hat", so Schüssel. Bauer
sei ein "literarisches 'Kaliber'" gewesen und ein "Motor der
literarischen Avantgarde in Österreich".
Für Kunststaatssekretär Franz Morak war Bauer "einer jener
Autoren, die einen neuen Realismus auf die Bühne und damit eine neue
Ehrlichkeit in die österreichische Dramatik gebracht haben", ein
"Radikaler" und "Provokateur". Der verstorbene
Autor habe "eine neue Generation der Dramatik in Österreich
eingeläutet" und war "ein unverzichtbares Element der Grazer
Aufbruchsstimmung, die wir damals alle gespürt haben". Bauers Stücke
haben "viele junge Leute für das Theater neu begeistert". "Mit seinem
Tod klafft eine große Lücke in der österreichischen
Gegenwartsliteratur. Er war ein Dichter, der allmählich selber zu
einer seiner literarischen Figuren mutierte, und der einen autonomen
poetischen Kosmos schuf und bis ans Ende bewahrte", so Morak. Bauer
habe in der Sprachkunst Linien fortgeführt, die "Nestroy, Karl Kraus
und Wittgenstein vorgegeben haben. Er hat jäh und selbstschonungslos
gelebt und war doch voll tiefer Herzlichkeit und Menschenliebe". (APA)