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Gerhard Schröder ist geschlaucht

Foto: Reuters/Fassbender
Berlin/Friedrichshafen - Angesichts des jüngsten Schwächeanfalls von SPD-Chef Franz Müntefering hat der Publizist Jürgen Leinemann auf die erheblichen Gesundheitsgefahren für Politiker im deutschen Wahlkampf hingewiesen. Viele betränken sich mit Arbeit statt mit Alkohol, sagte der "Spiegel"-Autor am Samstag im Deutschlandradio Berlin. Die öffentliche Aufmerksamkeit durch die Medien erhöhe die Wirkung dieser "Droge" noch.

Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte der AP zu seiner gegenwärtigen Belastung durch mehr als 100 Veranstaltungen binnen vier Wochen: "Das schlaucht doch ganz schön. Man denkt immer, man muss noch lauter sprechen." Angst, dass er wie Parteichef Franz Müntefering einmal schwächelt, habe er aber nicht. "Ich kann gar nicht anders als immer arbeiten. Nicht mal im Urlaub bin ich länger als eine Stunde privat. Aber das soll keine Beschwerde sein. Ich habe es ja so gewollt."

Selbstaufputschung

Leinemann warnte mit Blick auf den Politikbetrieb vor der Gefahr, dass Politiker sich vom vielen Arbeiten den Blick auf das Wesentliche verstellen lassen. "Das ist das größte Risiko, dass die Politiker in diesem Stress, in dem sie sich befinden und den sie noch durch so eine Art Selbstaufputschung verstärken, dass sie dem voll verfallen und in diesem Betrieb untergehen und das eigentliche Leben, wofür das alles da ist und wofür sie das angeblich betreiben, völlig aus den Augen verlieren."

Müntefering muss derzeit etwas kürzer treten und hat mehrere Wahlkampfauftritte abgesagt. Der 65-Jährige will sich ausruhen und einen Magen-Darm-Infekt auskurieren. In Deutschland wird am 18. September ein neuer Bundestag gewählt. (APA/AP)