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Feuerwehrmänner im Dauereinsatz: Rund um die Uhr wird gegen die Schlammmassen gekämpft

Foto: apa
Bregenz/Wien - Während in den Hochwassergebieten in Vorarlberg nach einer Woche die tatsächlichen Schäden unter den Schlamm- und Geröllmassen sichtbar werden, wird unter Experten über künftige Schadensvermeidung diskutiert. Kritik an Wildbach- und Lawinenverbauung wird laut, mehr Geld für den technischen Hochwasserschutz gefordert, aber auch mehr Raum für die Flüsse.

Der Vorarlberger Landesrat Dieter Egger (FP), für Wasserwirtschaft und Gewässerschutz verantwortlich, will "die Renaturierung forcieren und den Naturgewalten mehr Platz geben". Der freiheitliche Politiker schlägt auch vor, die Bewohner von Göfis-Schildried (Bezirk Feldkirch), die zum Teil schon zum dritten Mal vom Hochwasser betroffen waren, abzusiedeln.

Skepsis

Was der Vorsitzende des Vorarlberger Naturschutzrates, Gernot Grabherr, skeptisch beurteilt. "Die Heimat verlässt man nicht so gerne", sagte er in einem Radio-Vorarlberg-Interview. Grabherr, Professor für Vegetationsökologie und Naturforschung an der Uni Wien, sieht das aktuelle Hochwasser "als Klima-Exzess", gegen den es keinen wirksamen Schutz gebe - außer raschere Alarmierung und bessere Versicherungen.

Eine Woche nach der Flut bleibt die Bahnverbindung nach Tirol weiter unterbrochen. Ab Montag werden zwischen Bludenz und Landeck Shuttlebusse eingesetzt. Für Fernreisende werden Busse von Bregenz über München nach Salzburg geführt.

2200 Soldaten helfen Am Samstag wurden rund 140 Touristen und Hilfskräfte aus Gargellen im Montafon mit Hubschraubern ausgeflogen. Die Zufahrtsstraße ins Bergdorf ist zerstört, im Dorf selbst richtete das Hochwasser aber keinen Schaden an. Nur per Luftbrücke erreichbar sind auch 18 Almen.

Weiter aufgeräumt wurde auch in den Krisengebieten Tirols. Die Zahl der daran beteiligten Soldaten wurde am Sonntag neuerlich aufgestockt und sollte am Montag eine Größenordnung von 2200 Mann erreichen. Laut Angaben des Bundesfeuerwehrverbands standen am Samstag 4283 Mann der Feuerwehren im Einsatz.

Heute, Montag, wird Vizekanzler Hubert Gorbach (BZÖ) in Innsbruck den Tiroler Landeshauptmann Herwig Van Staa (ÖVP) treffen, um gemeinsam die möglichst rasche Wiedererrichtung der zerstörten oder beschädigten Verkehrswege zu besprechen.

Aufräumen in der Steiermark beendet

In jenen Teilen der Steiermark, die in den vergangenen Tagen von Muren und Überschwemmungen heimgesucht worden sind, wurden am Wochenende die Aufräumarbeiten im Wesentlichen abgeschlossen. Hunderte Angehörige von Feuerwehren, Bundesheer sowie freiwillige Helfer waren in Gasen (Bezirk Weiz) und zuletzt um Weißkirchen (Bezirk Judenburg) im Einsatz, um Keller auszupumpen und Straßen wieder frei zu räumen.

In Wien sorgte indes ein profil-Interview mit Umweltminister Josef Pröll (VP) für politischen Streit. Pröll hatte die Vorwürfe von Umweltschützern unter anderem als Unsinn bezeichnet. In den NGOs befänden sich auch "Kriegsgewinnler". Grünen-Umweltsprecherin Eva Glawischnig forderte Pröll zur Zurücknahme der "geschmacklosen Diffamierungen" auf. (APA, jub, pm/DER STANDARD-Printausgabe, 29.08.2005)