Lambach/Weyer - Der Fall der Lambacher Ehrenbürgerin mit NS-Vergangenheit schlägt in Oberösterreich weiter hohe Wellen. Während in der Heimatgemeinde Lambach trotz massiver Proteste an den Kommunalehren (mit eigenem Straßennamen) für die lokale Malergröße Margarete von Pausinger (1880 bis 1956) festgehalten wird, distanziert man sich jetzt in deren Geburtsort Weyer an der Enns klar von der NS-Denunziantin.

Von Pausinger hatte als aktives NSDAP-Mitglied nachweislich im Dezember 1939 den Regimekritiker Friedrich Wingen denunziert. Wingen starb 1944 einen qualvollen Tod im Konzentrationslager Lublin. Trotz dieses Wissens und der dringlichen Bitte der in den USA lebenden Tochter des NS-Opfers, Eva Caro, stellt sich der Lambacher Gemeinderat und allen voran ÖVP-Bürgermeister Friedrich Ilk bis dato entschieden gegen einen Verzicht der zweifelhaften Gemeinde-Lorbeeren aus.

Keine Minute gezögert In Weyer sieht man dies entschieden anders. Bis vor Kurzem zeigte das örtliche Enns-Museum auch neun Von-Pausinger-Bilder. Mit dem Aufflammen der Diskussion hat man - im Unterschied zu Lambach - umgehend reagiert und die Werke abgehängt. "Als ich von der Vergangenheit der Frau Pausinger erfuhr, habe ich keine Minute gezögert und die Leihgaben an den Besitzer zurückgegeben. Mir kommt das entgegen, denn die Pausinger-Bilder sind einfach hässlich", sagt Museumskurator Adolf Brunnthaler im Gespräch mit dem STANDARD. Auf eine "Blut- und Bodenkunst im Nazisinn" könne man in Weyer gerne verzichten.

Warum man sich in Lambach so sehr gegen eine Aberkennung der Ehrenbürgerschaft und eine Umbenennung der "Pausinger-Straße" wehrt, ist für Museumskurator Brunnthaler unverständlich, seine Meinung dazu: "Bürgermeister Ilk könnte sehr wohl ein Machtwort sprechen. Dazu ist er aber offensichtlich zu feig." (DER STANDARD-Printausgabe, 29.08.2005)