Oft versuchen Rechtsextremisten, junge Menschen mit ihrer fremdenfeindlichen und antidemokratischen Propaganda zu ködern.

Der Comic "Andi ... Tage wie dieser" des deutschen Verfassungs­schutzes zeigt, wie so etwas ablaufen kann und wie Andi und seine Mitschüler mit dieser Herausforderung umgehen.

screenshot: derStandard.at
Bild: Verfassungsschutz NRW
Düsseldorf - Mit einem Deutschland-weit einzigartigen Comic-Heft will der Verfassungsschutz des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen rechtsextremistische Tendenzen an Schulen bekämpfen.

Fundament der Demokratie

Die im Manga-Stil gezeichnete Geschichte um die Comic-Figur "Andi" solle rechtsextremistische Propaganda als "menschenverachtend und demokratiefeindlich" entlarven, erklärte Landesinnenminister Ingo Wolf (FDP). Braune Agitatoren hätten so keine Chance: "Aufgeklärte Jugendliche sind das Fundament und die Zukunft unserer demokratischen Kultur."

Mischung aus Text und Comic

Der für 14 bis 18 Jahre alte Schüler konzipierte Comic sei in der Lage, komplexe Sachverhalte jugendgerecht auf den Punkt zu bringen, sagte Wolf: "In dieser Altersgruppe bleiben reine Textwüsten wirkungslos." Daher setzt "Andi" auf eine Mischung aus Comic-Szenen und eingeschobenen Textstücken, in denen Begriffe wie "Rechtstaat" oder "Grundrechte" erläutert werden. Am Ende folgt ein Erklärungsteil über rechtsextremistische Symbole, die freiheitlich demokratische Grundordnung und die Strafbarkeit rechtsextremistischer Handlungen.

Rechtsextreme Konzerte

Mit einer speziell an Jugendliche gerichteten Publikation betrete der Verfassungsschutz Neuland, hieß es. Nicht ohne Grund: Rechtsextremistische Parteien sind nach Angaben des Innenministeriums bei Jung- und Erstwählern besonders erfolgreich. Extremistische Rechte nähmen junge Menschen mit ihrer Propaganda ins Visier - beispielsweise über Konzerte und die Verteilung von CDs. Zudem seien im ersten Halbjahr 2005 mehr als die Hälfte der rechtsextremistisch motivierten Delikte im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen von Unter-25-Jährigen verübt worden.

Je früher desto besser

Daher sei es entscheidend, diese Zielgruppe über ein geeignetes Medium zu informieren, sagte Wolf: "Wenn wir es bei den ganz jungen Menschen nicht schaffen, wird es hinterher viel schwieriger." Bei der Konzeption des Heftes durften sich demnach auch 100 Schüler aller Schulformen und verschiedener Altersstufen mit Anregungen an der Diskussion beteiligen. Gezeichnet wurde er von dem Düsseldorfer Peter Schaaf.

Schulen und Lehrer

Zunächst sollen jeweils zwei Exemplare an Schulen geschickt werden, um Lehrer und Fachleiter über das Angebot zu informieren. Bei Bedarf können weitere Hefte angefordert werden. "Sie müssen zielgerichtet in den Unterricht eingearbeitet werden", sagte Wolf. Man wolle versuchen, Politik- und Geschichtslehrer anzusprechen. Der Innenminister lobte auch die Aufgeschlossenheit des Schulministeriums für die Präventionsarbeit des Verfassungsschutzes: Künftig wolle man noch enger kooperieren. (APA/az)