Salzburg - Die Salzburger Festspiele zogen am Dienstag bei einer Pressekonferenz Bilanz über den Sommer 2005 und präsentierten zusätzliche Details aus dem in weiten Zügen bereits bekannten Festspielprogramm 2006: Von den 22 Mozartopern, die zwischen 24. Juli und 26. August gezeigt werden, sind nur elf echte Premieren. Die übrigen zwölf Opern (inklusive dem Opernprojekt Nummer 23, einer "Idomeneo"-Bearbeitung von Richard Strauss) sind Koproduktionen, Gastspiele oder Übernahmen. Das Schauspielprogramm präsentiert unter dem Motto "Genug! Vom Glück im Diesseits" Komödien. Schauspielchef Martin Kusej inszeniert Nestroys "Höllenangst" selbst.

Erfreuliche wirtschaftliche Bilanz

Ausgesprochen positiv fiel die wirtschaftliche Bilanz der Festspiele 2005 aus. Trotz des Fehlens des Kleinen Festspielhauses konnte die Auslastung von 91,7 auf 93 Prozent gesteigert werden. 450.000 Euro mehr als budgetiert wurden eingenommen, auch die Geldsammelaktionen für das Haus für Mozart sind erfolgreich verlaufen. Die Publikumshits mit einer Auslastung von durchschnittlich mehr als 99 Prozent waren "La Traviata", "Die Zauberflöte", "Mitridate", "Nelken" und "Alceste" im Bereich Musiktheater, sowie "Jedermann", "König Ottokar", "Geschichten aus dem Wienerwald" und "Cappuccetto rosso" im Schauspiel. 196.000 Karten fanden Käufer, insgesamt 220.000 Menschen sahen in diesem Sommer eine der 183 Vorstellungen oder Generalproben.

Geringes Interesse an Neue Musik-Schiene

An der Neue Musik-Schiene "Salzburg Passagen" war heuer das Publikumsinteresse gering: Statt der erwarteten 70 Prozent wurden deutlich weniger als 50 Prozent der Karten verkauft. Dennoch zeigte sich Intendant Peter Ruzicka damit nicht unzufrieden. Allerdings: "Wir überlegen, die Eintrittskarten für Konzerte neuer Musik in der Felsenreitschule deutlich zu verbilligen". Die Reihe wird es 2006 nicht geben, dafür kündigte Ruzicka an, insgesamt 13 Uraufführungen in die Programme sämtlicher anderer Konzert-Reihen zu integrieren.

Neuerlich keinen Festredner 2006

Eröffnet werden die Festspiele 2006 so wie heuer ohne Festredner, stattdessen kündigte Präsidentin Helga Rabl-Stadler eine künstlerische Einstimmung auf das Programm an. Daneben ist ein Festspiel-Symposion geplan, für das es einen besonderen Redner geben soll. Titel und Thema des Symposions sind aber noch offen. "Mit dem Projekt, alle Bühnenwerke Mozarts in einem Festspielsommer auf die Bühne zu bringen, betreten wir Neuland in technischer, logistischer, finanzieller und künstlerischer Hinsicht", betonte Ruzicka. "Zudem werden alle 22 Werke auf DVD produziert, schließlich muss diese Gesamt-Produktion bis zum Jubiläum 2056 ein Maßstab bleiben", so der Intendant schmunzelnd.

Im Schauspiel sind mit "Höllenangst" von Nestroy, "Comedy" von Meg Stuart und "Rausch" von Strindberg drei Komödien angesagt, zu denen sich weitere vier im Rahmen des "Young Directors Project" (YDP) gesellen werden. Schauspielchef Martin Kusej wird "Höllenangst" selbst inszenieren, "womit ich dann aber genug habe von den Österreichischen Autoren." Die YDP-Regisseure stehen noch nicht fest, aber sie sollen ausschließlich neue und alte Komödien aus dem deutschsprachigen Raum auf die Bühne bringen. "Das ist Teil meiner Mozart-Annäherung, Da Ponte- oder Beaumarchais-Stücke werde ich nicht machen. Außerdem kenne ich keinen Unterschied zwischen deutschem, italienischen oder französischem oder welchem Humor auch immer." Welcher Komödien-Autor 2006 "Dichter zu Gast" sein wird, ist noch nicht ausverhandelt.

Ausblick 2007

Der neue Intendant Jürgen Flimm sowie neue der Konzertchef der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, präsentierten am Montag dem Festspiel-Kuratorium unter Vorsitz von Armin Fehle unter anderem die Pläne für das Jahr 2007. Flimm wird das übernächste Jahr unter das Motto "Die Nachtseite der Vernunft" stellen. Neuinszenierung einer Mozart-Oper wird keine auf dem Programm stehen, teilte Bürgermeister Heinz Schaden (S) mit. Das Budget 2005 und 2006 werde ein positives Ergebnis bzw. zumindest ein ausgeglichenes Verhältnis haben, sagte Schaden.

Opern: "Freischütz", "Eugen Onegin", "Benvenuto Cellini", "Armida"

Flimm plant für 2007 Carl Maria von Webers "Freischütz" im Kleinen Festspielhaus in der Regie von Falk Richter. Die Hauptpartien singen Peter Seiffert (Max) und Petra Schnitzer (Agathe). Im Großen Haus wird Andrea Breth "Eugen Onegin" von Tschaikowsky unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim gegeben, Peter Mattei singt die Titelpartie. Valery Gergiev wird die Oper "Benvenuto Cellini" von Hector Berlioz in der Regie von Philip Stoelzl dirigieren, die Titelpartie übernimmt Neil Shicoff. Die vierte neue Operninszenierung wird "Armida" von Joseph Haydn in der Felsenreitschule sein, die künstlerische Leitung liegt bei Christoph Loy als Regisseur und Ivor Bolton als Dirigent.

Schwerpunkt: "West Eastern Divan"-Orchester mit Daniel Barenboim

Markus Hinterhäuser präsentierte dem Kuratorium ebenfalls sein Programm für 2007. Das "West Eastern Divan"-Orchester mit Daniel Barenboim wird einen Schwerpunkt bilden, sagte Schaden. Weiters sind Konzerte mit den Wiener Philharmonikern, der Camerata und dem Mozarteum Orchester geplant. Auch Nachtkonzerte mit Jazz und Pop sollen 2007 stattfinden.(APA)