London - Der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone
(60) muss sich auf ein Disziplinarverfahren vorbereiten, weil er
einen jüdischen Reporter mit einem Aufseher in einem KZ verglichen
hatte. Für Dezember sei eine öffentliche Anhörung vorgesehen, teilte
ein Sprecher des zuständigen Ausschusses am Dienstag mit. Dabei soll
geklärt werden, ob es der von den Londonern bereits zwei Mal gewählte
Bürgermeister an Respekt gegenüber anderen hatte fehlen lassen und ob
er dem Ansehen seines Amtes geschadet hat.
Livingstone muss sich wegen seines Nazi-Vergleichs vor dem "Rat
zur Wahrung angemessenen Verhaltens im Kommunalwesen" verantworten.
Der Ausschuss könnte Livingstone eine Rüge erteilen, ihn zu einer
Entschuldigung zwingen, die Teilnahme an einem Verhaltensseminar
anordnen oder ihn sogar bis zu fünf Jahre von öffentlichen
Kommunalämtern ausschließen.
Grober Umgang mit Journalisten
Der für umstrittene Äußerungen bekannte Livingstone hatte bei
einer früheren Anhörung bereits zugegeben, dass er Oliver Finegold,
einen Reporter der Londoner Zeitung "Evening Standard", im Dezember
letzten Jahres mit dem kritisierten Vergleich angefahren hatte. Auch
nach Kritik jüdischer Organisationen hatte der Londoner Bürgermeister
eine Entschuldigung abgelehnt. Er habe Journalisten seit 25 Jahren
grob angefahren und werde dies auch weiter tun, erklärte er.
Livingstone, der wegen seiner linken Ansichten als
"der rote Ken" bekannt geworden war, ist erst im letzten Jahr wieder
Mitglied der Labour Party von Premierminister Tony Blair geworden,
nachdem er vorher ausgetreten war. Zu seinen besonders umstrittenen
Ansichten gehörte eine Erklärung vom November 2003 über US-Präsident
George Bush. "Bush ist die größte Bedrohung für das Leben auf diesem
Planeten, die wir wahrscheinlich je gesehen haben", sagte er damals. (APA/dpa/AP)