Interaktive Ausstellung
"Wir wollen mit einer interaktiven Ausstellung die Besucher dort abholen, wo sie stehen", meinte Direktorin Gabriele Zuna-Kratky. Dass die Besucher des Technischen Museums laut Erhebung bereits mehrheitlich Frauen sind, freue Zuna-Kratky zudem. Das läge auch daran, dass Frauen im Rahmen der Familienbesuche immer häufiger ihre Sprösslinge begleiten würden. Auch die Projektleiterin der Schau, Lisa Noggler-Gürtler, ist weiblich und vermag vermutlich nicht zuletzt aus dieser Tatsache ein spezifisch weibliches Interesse an Technik zu bedienen.
Acht Themen erlauben unterschiedliche Zugänge: "wünschen / vorstellen" erklärt die Sehnsucht nach Bequemlichkeit als Auslöser technischer Entwicklungen. "messen / ordnen" erläutert Ordnungs- und Normsysteme. Weitere Blöcke: "bewegen / antreiben", "ersetzen / hinzufügen", "beleuchten / sichtbar machen", "versorgen / konsumieren", "entsorgen / verbergen", "schützen / überwachen". Allein für die Konzepterstellung über die "Wechselwirkung Technik und Mensch" habe man zwei Jahre lang gearbeitet, wie Noggler-Gürtler erzählte. Gleichzeitig mussten die 15.000 Objekte aus der auch von ihr betreuten Sammlung "Bau-, Alltags- und Umwelttechnik" genau studiert werden.
Themenräume
Derzeit beginnt gerade die Aufstellung der 2.800 ausgewählten Objekte, einige davon sind schon in den Ausstellungsvitrinen zu sehen. Darunter etwa Kriegsprothesen für Beine und Hände im Themenraum "ersetzen / hinzufügen". Der Erste Weltkrieg brachte wegen der hohen Anzahl Verwundeter grundlegende Innovationen in der Prothesentechnik mit sich, die dokumentiert werden. Im Bereich "antreiben / bewegen" kann man frühe Bauknecht-Waschmaschinen mit einem supermodernen Gerät von Dyson vergleichen. Weiters gibt es Mixer und elektrische Spucknäpfe zu bestaunen.
Frauen, die schon immer wissen wollten, wie es in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt für Männer aus der Zeit um die Jahrhundertwende aussieht, haben die Möglichkeit, im Raum "entsorgen / verbergen" ein Pavillonpissoir der Firma Wilhelm Beetz von 1908 zu besichtigen. Es stand bis vor kurzem am Sachsenplatz in Wien-Brigittenau und gehört zu den wenigen noch erhaltenen Ölpissoirs dieser Zeit. Diese von Beetz entwickelte Technologie nutzte eine auf dem Urin schwimmende Ölschicht als Geruchsabschluss, da Urin schwerer als Öl ist. Zusätzlich befand sich spezielles Öl in einem Siphon als Geruchshemmer. Dieses System war damals hygienischer und vorteilhafter als Wasser.