In Dellach im Gailtal wurde das erste private Postamt eröffnet.

Foto: redmail
Wien/Dellach - Wenige Tage vor der Weichenstellung für den Börsegang bekommt die Österreichische Post AG neue Konkurrenz. Im Kärntner Ort Dellach hat am Donnerstag die erste private Postfiliale Österreichs aufgesperrt. Betreiber ist die Firma redmail, ein Gemeinschaftsunternehmen der niederländischen Post und des Styria-Verlags ("Kleine Zeitung", "Presse", "WirtschaftsBlatt"). Die Österreichische Post sperrt im Rahmen der heurigen Schließungswelle ihr Postamt in Dellach am Freitag zu.

20 Stunden pro Woche geöffnet

Offen haben wird das private "Ersatzpostamt", das auf Ersuchen des Bürgermeisters einspringt, rund 20 Stunden in der Woche, konkret von Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr sowie von 14:30 bis 16:30 Uhr und auch am Samstag, wobei da die Öffnungszeiten noch nicht feststehen. Die Portopreise sind die gleichen wie bei der Post, bezahlt wird in der Postfiliale direkt. Notfalls nimmt die private Post-Annahmestelle aber auch Briefe mit "normalen" Briefmarken. Das ist für redmail dann zwar ein Verlustgeschäft, weil das Geld für die Briefmarke an die Post AG geht. "Wir sehen das aber als Service", erklärte redmail-Geschäftsführer Kurt Schügerl am Donnerstag in einer Pressekonferenz.

Nicht annehmen darf das private Postamt vorerst von Gesetzes wegen Wertbriefe, Nachnahmesendungen oder Behördenbriefe (RSa- oder RSb-Sendungen). Auch Bankgeschäfte kann man im redmail-Postamt nicht abwickeln, weil das Unternehmen keine Bank-Lizenz besitzt. "Im gleichen Haus gibt es aber eine Bank", betonte Schügerl. In Verhandlung ist man mit der Post noch, was die Hinterlegung von Paketen betrifft. Vorerst werden Dellacher zur Abholung ihrer Päckchen ins 25 Kilometer entfernte Postamt Hermagor fahren müssen.

Rechtsstreit über Ortszustellung

Die Zustellung innerhalb von Dellach wird redmail selbst übernehmen, ebenso die österreichweite Zustellung von Sendungen, die nicht in das Monopol der Post fallen. Das sind derzeit alle Pakete und bei Briefen Sendungen über 100 Gramm bzw. ab 1. Jänner über 50 Gramm. Alle anderen Sendungen nimmt das redmail-Postamt an und gibt sie noch am selben Tag an die Post weiter - deswegen sperrt das Postamt auch schon um 16.30 Uhr zu.

Rechtlich ist das nach Ansicht von Geschäftsführer Schügerl gedeckt. "Das Annehmen und Weiterleiten von Post ist heute schon erlaubt", betonte er. Komplexer ist es bei der Zustellung sämtlicher Sendungen innerhalb Dellachs. Schügerl meint, dass die Gemeinde nach der Schließung der Post-Filiale gar keine andere Möglichkeit habe, als die Briefe von redmail zustellen zu lassen. Daher sei dies durch eine entsprechende EU-Richtlinie gedeckt. Bei der Post sieht man das anders, dort spricht man bereits von einem Verstoß gegen das bestehende Postgesetz. redmail will es aber notfalls auf einen Musterprozess ankommen lassen.

Weitere Filialen geplant

Laut redmail-Geschäftsführer Kurt Schügerl arbeitet das Unternehmen bereits an der Eröffnung einer weiteren Filiale in Niederösterreich. In einer Endausbaustufe will redmail in ganz Österreich 2.000 Annahmestellen eröffnen. Greißler, Supermarktketten, Banken oder Tankstellen sollen als Partner die Postannahme übernehmen.

Bis dahin soll es dann auch eigene redmail-Briefmarken und Briefkästen geben. Seine Mitarbeiterzahl würde das Unternehmen dann - gemessen an Vollzeitarbeitskräften - auf 3.000 bis 4.000 Mitarbeiter ausweiten. In Köpfen gerechnet würden alleine in der Zustellung 7.000 Jobs geschaffen, sagte Schügerl.

Allerdings kommt eine solche Expansion für ihn erst dann in Frage, wenn die Politik sich bereit erklärt, redmail das Monopol der Post für jene Orte, in denen die Post ihr Postamt geschlossen hat, zu übertragen. Warum sich das für redmail rechnen kann, für die Post aber nicht, begründet Schügerl damit, dass redmail im Gegensatz zur Post AG nicht jedes einzelne Postamt, sondern die wirtschaftliche Leistung des Unternehmens in der gesamten Region kalkuliere. "Mit dem Postamt in Dellach alleine werden wir kein Geschäft machen, mit der Zustellung in Dellach aber schon", glaubt der Manager.

Handlungsbedarf

Die Eröffnung seiner ersten Annahmestelle wertet er als einen massiven Hinweis, dass "dringender Handlungsbedarf gegeben" sei. "Die Politiker, die behaupten, dass durch die Liberalisierung die flächendeckende Versorgung gefährdet ist, sind auf dem falschen Weg", so Schügerl. Nach der neuerlichen Schließungswelle im heurigen Jahr hat die Post seit 2002 bereits rund 1.000 Postämter geschlossen. Seither betreibt der Monopolist noch 1.330 Postämter, rund 200 Post-Partner und 320 Post-Servicestellen.

Änderungen hat sich redmail vor allem durch eine Novelle des Postgesetzes erhofft, die mit 1.1.2006 in Kraft treten soll. ÖVP und BZÖ sind sich noch uneinig über Details. Fix ist aber schon, dass eine Vollliberalisierung "im Gleichklang mit der EU-Richtlinie" und "jedenfalls nicht vor 1.1.2009" kommen wird. Die EU hat für die Festlegung der weiteren Liberalisierungsschritte eine Studie über die Auswirkungen der bisherigen Marktöffnung in Auftrag gegeben, die erst Ende 2006 fertig gestellt werden wird. Ob die europäischen Postmärkte tatsächlich generell 2009 voll liberalisiert werden, wird erst in einer neuen Post-Richtlinie 2007/08 festgelegt.

"Monopol rasch aufheben"

redmail hatte sich im Rahmen der Begutachtung gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und dem Wirtschaftsbund für eine raschere Aufhebung des Monopols ausgesprochen. "Je schneller liberalisiert wird, desto weniger Versorgungsengpässe wird es bei den Postämtern und in der ländlichen Versorgung geben", meinte Schügerl. Verkehrs- und Finanzministerium haben dies aber nicht zuletzt in Hinblick auf den Börsegang der Post im nächsten Jahr abgelehnt.

Der nach eigenen Angaben führende private österreichische Postanbieter redmail, der durch Zeitungszustellung - u.a. auch des STANDARD - und die Verteilung von Prospekten groß geworden ist, hat 2004 mit 450 Beschäftigten und 4.500 Zustellern über 50 Mio. Euro umgesetzt. (APA)