Frauen und Kinder sind häufig gemeinsam Opfer männlicher Gewalt in der Familie. Einer Untersuchung zufolge werden in 70 Prozent der Fälle von Frauenmisshandlung auch die Kinder misshandelt. Von Gewalt betroffen sind Kinder auch dann, wenn sie miterleben, wie ihre Mütter misshandelt werden.
Die Arbeit der Frauenhäuser hat das Ausmaß der Gewalt gegen Frauen und Kinder innerhalb und außerhalb der Familie sichtbar gemacht. Wo auch immer Frauenhäuser eröffnet wurden, waren diese nach kurzer Zeit überfüllt. Die Erfahrung der Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser hat gezeigt, dass es einer Vielzahl von Strategien und Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen in der Familie bedarf. Dazu gehören neben den Frauenhilfseinrichtungen auch präventive Maßnahmen, effektive Gesetze, Öffentlichkeitsarbeit, die Schulung der mit dem Problem befassten Berufsgruppen sowie die Vernetzung aller Hilfseinrichtungen. Herstory Um verstärkte Aktivitäten zur Prävention von Gewalt an Frauen und Kindern in der Familie setzen zu können, wurde 1991 in Wien die österreichweit tätige Informationsstelle gegen Gewalt eingerichtet. Träger der Informationsstelle ist der Verein autonome österreichische Frauenhäuser, der seit 1988 besteht. Tätigkeit Die Informationsstelle ist eine Informations- und Serviceeinrichtung für alle Interessierten, kann für viele von Gewalt Betroffene aber auch erste Anlaufstelle sein. Dazu wurde ein täglicher Journaldienst eingerichtet, der aufgrund der personellen Situation inzwischen aber etwas eingeschränkt werden musste. Neben der Öffentlichkeitsarbeit für Gewaltprävention und einem Referentinnenpool, auf den Interessierte zurückgreifen können, ist die Informationsstelle auch im Bereich der Schulungen tätig (Polizeischulungen, Seminare in Schulen, etc.). Mit den autonomen österreichischen Frauenhäusern gibt es einen regen Informationsaustausch und gegenseitige Unterstützung.
Die Informationsstelle stellt auch ein großes Archiv zu Gewalt in der Familie zur Verfügung, das vor allem von ForscherInnen und StudentInnen genutzt wird. Das Archiv ist auf CD-ROM verfügbar und soll in einem weiteren Schritt ins Internet gestellt werden. „Die wirkliche Forschung der Informationsstelle läuft nebenbei, da dazu einfach zu wenig Zeit bleibt“, erzählt Maria Rösslhumer, Mitarbeiterin der Informationsstelle. Ungesicherte Finanzierung Da die Finanzierung (wie bei vielen anderen Projekten) derzeit ungesichert ist, hätte die Sekretärin mit Ende April gekündigt werden müssen. Sie - die langjährigste Mitarbeiterin - hat inzwischen eine andere Arbeit gefunden. Aber auch die anderen Stellen bleiben unsicher, solange die angesuchten Subventionen nicht bewilligt und v.a. auch ausgezahlt werden. Sollte dies bis Ende April nicht geschehen, werde die Lage „sehr schwierig“. Das Finanzierungs-Ansuchen, das bei der Stadt Wien (MA 57) gestellt wurde, muss erst vom Gemeinderat bewilligt werden. Ein kleiner Betrag wurde vom Unterrichtsministerium bereits mündlich zugesagt. Weitere Zusagen gibt es von einer familienpolitischen Abteilung des Sozialministeriums und von der Frauensektion. Letzterer fehlt allerdings noch die Angabe einer Summe. Mit den im letzten Jahr insgesamt bewilligten 1,2-1,3 Millionen Schilling (heuer sind sie noch unsicher) komme die Informationsstelle aus. Für eine noch bessere Arbeit wäre jedoch das doppelte nötig. Women Against Violence Europe (kurz WAVE) WAVE bezeichnet ein Netzwerk europäischer NGO mit dem gemeinsamen Ziel der Gewaltbekämpfung und Prävention von Gewalt gegen Frauen und Kinder. Durch den Zuschuss der Europäischen Kommission im Rahmen der Daphne-Initiative konnte seit November 1997 eine ständige Koordinationsstelle in der Informationsstelle gegen Gewalt eingerichtet werden. (Daphne: EU-Programm zum Thema Gewalt in der Familie)
Zwei Frauen der Informationsstelle betreuen dieses Netzwerk. In diesem Jahr wird eine Dokumentation erstellt, die einen Überblick über vorbildliche Präventionsmaßnahmen in Europa geben soll. Zweiter Schwerpunkt ist die Erarbeitung eines Trainingsprogramms zur Schulung und Sensibilisierung von Berufsgruppen, die mit Gewalt an Frauen konfrontiert sind. In einem ersten "Train the trainer" Seminar im Herbst wird dieses neu entwickelte Schulungsmodell an Trainerinnen, vor allem aus Ost- und Südosteuropa, weitergegeben. Bereits erstellt wurde eine im Internet abrufbare Datenbank ( www.wave-network.org ), die Inhalte, Ziele, Angebote, Literatur sowie EU-Adressen von Fraueneinrichtungen, die zum Thema Gewalt arbeiten, enthält. Sie wird laufend aktualisiert und in naher Zukunft um den Bereich der Judikatur erweitert. Auch bei WAVE sind noch 170.000,- Schilling der nationalen Kofinanzierung ausständig. Frauenhelpline Die Informationsstelle übernahm am 1. Juni 1999 die „Frauenhelpline gegen Männergewalt“. Diese ist in erster Linie Krisenanlaufstelle. Sie ist rund um die Uhr besetzt, anonym und gratis aus ganz Österreich erreichbar. Die Finanzierung (von der ehemaligen Frauenministerin) läuft im Mai aus. Ein Ansuchen um zwei Monate Verlängerung wurde bewilligt. Die angesuchte Weiterfinanzierung ist noch offen.
Europäische Kampagne Die Informationsstelle arbeitet seit 1. Jänner diesen Jahres auch an einem halbjährigen Projekt, der Europäischen Kampagne gegen Gewalt in Ehe und Partnerschaft. Die Zielgruppen sind in erster Linie betroffene Frauen, aber auch Männer. Unter dem Motto „Männer gegen Gewalt an Frauen“ werden in Österreich Plakate aufgehängt. Josef Broukal und Roland Düringer konnten dafür schon gewonnen werden. Um bei Kindern und Jugendlichen Bewusstsein zu schaffen, wird es in Schulen einen Aktionstag (u.a. mit der Verteilung von Anti-Gewalt-Comics) sowie eine Anti-Gewalt-Party geben. Eine Tagung zum Thema „Drei Jahre Gewaltschutzgesetze“ wird gemeinsam mit der Wiener Stadträtin Renate Brauner im Herbst stattfinden. Kontakt Informationsstelle gegen Gewalt 1050 Wien, Hofgasse 9/1/4 Tel.: 01/5440820, Fax: 01/5440820/24 e-Mail: aoef@xpoint.at Homepage: http://www.xpoint.at/users/aoef/ Frauenhelpline gegen Männergewalt: 0800/222 555 WAVE: www.wave-network.org Daniela Yeoh