Eigentlich, sagt der Esel, sei er erschüttert: "Das sehen urviele Leute." Irgendwann bleibe man beim Zappen wohl hängen. Aber im Gegensatz zum Zapp-Publikum könne er nicht abhauen: Der Esel hat sich überreden lassen, bei Puls-TV Gast bei "Talk of Town" zu sein. Eine Woche lang. Selber schuld, seufzt er.

Der Esel - für Nicht-Szene-Insider - heißt im echten Leben Lorenz Seidler und betreibt einen "Erklär mir die Kulturwelt"-Server. Außerdem hat er keinen Fernsehapparat. Sonst, sagt er, hätte er sich "Talk of Town" vorher angeschaut - und abgesagt. Wegen des Konzeptes: Da stehen fünf Tage immer dieselben Leute im Studio und diskutieren. Über Gott und die Welt: Papst, Parkpickerl, Schwarzafrikaner - wurscht was, Hauptsache reden. Außerdem dürfen Zuseher anrufen - und dann wird mehrfach wiederholt. In Summe erreicht man so viele Menschen.

Kompetenz zum Thema, sagt der Esel, sei da eigentlich ausgeschlossen. Am lustigsten sei deshalb der Talk über Väterkarenz gewesen: "Weder wir noch die Moderatorin haben auch nur eine Spur von Ahnung gehabt - aber geredet haben wir trotzdem."

Weil man aber aus jeder Situation das Beste machen muss, hat der Esel beschlossen, sich zu prostituieren: Er hat - per Massenmail - angeboten, gegen Geld anderer Leute Meinung (worüber auch immer) live zu vertreten. Puls-TV, sagt der Esel, habe mitgespielt. Wohl oder übel: "Die müssen das als 'Kult' verkaufen - sonst blamieren sie sich ja noch mehr." (rott/DER STANDARD; Printausgabe, 10./11.9.2005)