Wien - Dass Zuwanderer aus der Tier- und Pflanzenwelt Flora und Fauna und vor allem auch die biologische Vielfalt eines bestimmten Gebietes gefährden können, ist bekannt. Nun haben Wissenschafter des Limnologischen Instituts der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) herausgefunden, dass auch die Welt der Kleinlebewesen im Flussbett der Donau betroffen ist. Die Forscher unter der Leitung von Uwe Humpesch nahmen dazu die Donau östlich von Wien im wahrsten Sinn des Wortes unter die Lupe.

Hohe Artenvielfalt

Im gesamten österreichischen Abschnitts der Donau kennen die Forscher rund 1.200 Tiere, welche im oder auf dem Flussbett leben. In erster Linie sind das Arten von Kleinkrebsen, Insektenlarven, Würmer, Weichtiere oder auch Milben. Alleine östlich von Wien, also unterhalb des Kraftwerkes Freudenau, fanden die ÖAW-Wissenschafter 310 Arten.

Die vergleichsweise hohe Artenvielfalt dieses Flussabschnittes wird damit begründet, dass der Fluss in dem Bereich noch frei und unverstaut fließt und zudem eine hohe Anbindung an die Auwässer hat. Weniger Artenvielfalt herrscht etwa unmittelbar nach Schauräumen, wo sich der Fluss beständig tiefer gräbt, weil der Nachschub an Sediment fehlt.

Neulinge strecken ihre Fühler aus

17 der Arten östlich von Wien, so ergab die Studie, sind neu eingewanderte. Darunter befindet sich etwa der Schlickkrebs Corophium, der, wie sein Name schon sagt, vor allem im Schlick lebt und dort seine röhrenförmigen Bauten erreichtet. Ursprünglich stammt der Krebs aus der Region um das Schwarze Meer. Aber nicht nur aus dem Südosten, auch vom Westen her dringen Neuzuwanderer ein. So fand sich die über den Rhein-Main-Donaukanal eingewanderte Körbchenmuschel Corbicula.

Biologen sind beim Auftauchen von tierischen und pflanzlichen Einwanderern stets besorgt. Oft fehlen diesen Arten im neu eroberten Gebiet nämlich natürliche Feinde, entsprechend heftig können sie sich vermehren. Spezielle Beispiele sind etwa der Kartoffelkäfer und die Spanische Wegschnecke. Durch die Massenvermehrung werden dann auch oft ursprünglich heimische Arten dezimiert.

Wie sich die 17 neuen Arten in der Donau auswirken, bleibt abzuwarten, so die Experten. Bisher wurde auf die Kleinlebewelt der Flüsse bezüglich Artenschutz wenig Wert gelegt. Die bekannten Roten Listen der gefährdeten Tierarten Österreichs umfassen nämlich nur Wirbeltiere und Schmetterlinge. Nun planen die Forscher um Humpesch weitere Analysen, wie die heimischen Arten etwa durch flussbauliche Maßnahmen gefördert werden könnten.(APA)