150 Einsatzkräfte aus Feuerwehr, Rettung, Polizei und Wiener Linien führten am Mittwoch in der Wiener U-Bahn eine einstündige Katastrophenübung durch. Die Bilanz fiel vorwiegend positiv aus, die Rettung stellte aber Kommunikationsprobleme fest.

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Wien – Menschen mit Brandwunden, blutverschmierten Gesichtern und russgefärbter Kleidung, die aus der U-Bahn getragen werden: Diese Schreckensbilder, die an die letzten Terroranschläge in London erinnern, konnten Passanten am Mittwochvormittag bei der‑ U-Bahn-Station Volkstheater beobachten. Dort probten Feuerwehr, Rettung, Polizei und Wiener Linien in einer groß angelegten Katastrophenübung den Ernstfall – unter Einsatz von Schauspielern.

Brand im Tunnelschacht

Die wegen Bauarbeiten gesperrte U2 wurde genutzt, um zwischen Mariahilferstraße und Volkstheater einen Brand im Tunnelschacht zu simulieren. Angenommen wurde aber kein terroristischer Akt, sondern ein technischer Defekt, der einen mit rund 50 Personen besetzten Zug zum Stehen brachte. Die zum Teil verletzten Fahrgäste mussten aus dem mit Nebelmaschinen künstlich verrauchten Tunnel evakuiert werden.

Nach sieben Minuten war Feuerwehr vor Ort

Als der Rauch dicht genug war, wurde um 9.28 Uhr Alarm gegeben, cirka sieben Minuten später war das erste Feuerwehr-Fahrzeug vor Ort, um mit der Evakuierung und dem Löschen des Brandes zu beginnen. Wenig später traf die Rettung ein, die Polizei nahm Straßensperren vor – Nebenprodukt ausgedehnte Staus. Nach einer Stunde war der Einsatz beendet. Insgesamt nahmen 150 Einsatzkräfte an der Übung teil.

Kritik vom Notarzt

"Es geht vor allem darum, die Zusammenarbeit der verschiedenen Dienststellen zu proben", meinte Feuerwehr- Sprecher Alexander Markl. Diese wurde nach dem Einsatz in einer ersten Bilanz großteils positiv bewertet. Nur Franz Mikulcik, leitender Notarzt der Wiener Rettung, kritisierte, dass man erst nach 20 Minuten erfahren habe, an welchem Ausgang die meisten Patienten konzentriert würden.

Getestet wurde auch der Umgang mit der neuen Garnitur, dem "V-Wagen", der mit Rauchmeldern am Dach, Temperaturfühlern am Untergestell und Rohrleitungen mit Spritzdüsen ausgestattet ist.

Die Feuerwehr rückt nach eigenen Angaben jährlich 80- 90-mal zu Einsätzen in der‑ U-Bahn aus. Die letzte große Übung dieser Art fand im Jahr 2000 vor der Eröffnung der U3-Verlängerung statt. (kri, DER STANDARD Printausgabe 15.9.2005)