Die französische Fotokünstlerin Bettina Rheims hat eine Frau am Kreuz dargestellt, zu sehen im Essl-Museum in Klosterneuburg. Eine Frau statt eines Mannes. Jessass na, mehr hat sie nicht gebraucht!!Prompt reagierte der konservative St. Pöltner Diözesanbischof Kurt Krenn: Das sei pure Blasphemie, ließ er über einen Sprecher aussrichten. Reine Gotteslästerung also. Künstler wollen, können , ja sollen provozieren. Warum nicht einmal eine Frau statt der üblichen Jesus-Darstellung? Aus rein ästhetischer Sicht ist nichts dagegen einzuwenden, es genügt ja, sich die vielen kitschigen Bilder und Bildchen vor Augen zu führen, die in diversen Kirchen herumhängen. Auch über die Geschlechterzuordnungen zu Symbolen ließe sich grundsätzlich diskutieren: Warum muss Gott unbedingt männlich sein? Die alten Griechen und Römer hatten keine Scheu, sich auch Frauen als Götter vorzustellen. Zugegeben, dank praktizierter Vielgötterei gab es in der Antike mehr Chancen. Auch im Sprachlichen gibt es genug Beispiele für nicht nachvollziehbare Geschlechtereinteilungen: Warum ist die Sonne im Deutschen weiblich, im Italienischem aber männlich? Abgesgehen davon, ist es höchst an der Zeit, die Rolle der Frau in der Kirche generell zu überdenken. Oder zumindest einmal ehrlich zu diskutieren. Was wäre die Kirche ohne die Frauen? Gerade die römisch-katholische? Ohne besonders visiönär sein zu wollen: die betende Gemeinde würde kräftig schrumpfen, die Gotteshäuser wären schlagartig so ziemlich leer. Gar nicht zu sprechen von den vielen Frauen und Freiwilligen, die das kirchliche Leben gestalten, ja es erst ermöglichen: die vielen Tischmütter, die sich um die ErstkommunikantInnen kümmern, die traditionellen Pfarrfeste und Wohltätigkeitsveranstaltungen wären ohne die selbstgebackenen Kuchen und gestrichenen Brötchen gar nicht möglich oder weit weniger lukrativ. Die meisten karitativen Aktionen kämen ohne Gratisarbeit der Frauen gar nicht zustande. Manche Pfarren könnten ohne die tatkräftige Hilfe der Frauen - auf allen Ebenen, von der pfarrlichen Vertretung, über diverse Mütter- und Kindegruppen bis zu den Ministrantinnen - gleich zusperren. Die Kirche ist eine männlich dominierte Institution, die zwar substantiell auf die ehrenamtlichen Dienste der Frauen baut, sie aber aus allen hierarchischen Positionen nach wie vor systematisch ausgrenzt. Sie nützt gutgläubige Frauen schamlos aus. Seit mehr als zweitausend Jahren. Warum sollen Frauen nicht Priesterinnen sein dürfen, Bischöfinnen oder Päpstinnen? Wetten, dass es unter den Priestern genug Männer gibt, die gar nichts dagegen einzuwenden hätten? Weil sie im tagtäglichen Geschäft um die großen Verdienste der Frauen wissen und darin eine Bereicherungschance für ihre Gemeinschaft sehen. Doch wer sieht, wie die Kirche mit ihren eigenen Leuten umgeht und sie mit ureigenen menschlichen Problemen allein läßt - Stichwort Zölibat - - und die Wünsche der Glaubensgemeinschaft mit Füßen tritt - Stichwort Krichenvolksbegehren - darf sich freilich keinen großen Illusionen hingeben. So wie sich die katholische Kirche heute präsientiert, schaut sie ziemlich alt aus. Höchste Zeit, dass etwas passiert. Bettina Rheims Werk könnte ein Anfang sein.