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Co-Pilot Michael Park kam bei der Rallye Wales ums Leben.

Foto: APA/EPA
Cardiff/Wien - Es passierte im idyllischen Margam Park, auf halbem Weg zwischen Swansea und Cardiff. Märtin kam während der 15. von insgesamt 17 Wertungsprüfungen der Wales-Rallye mit seinem Peugeot 307 von der Strecke ab und prallte mit der rechten Seite gegen einen Baum. Beifahrer Park war sofort tot, Märtin blieb nahezu unverletzt.

Rallye abgebrochen

Die Rallye wurde abgebrochen, Peugeot nahm seine Boliden aus der Wertung, womit der Franzose Sébastien Loeb auf Citroën vorzeitig seinen WM-Titel verteidigt hätte. Loeb führte zum Zeitpunkt des Unglücks die Wertung in Wales vor dem Norweger Norweger Petter Solberg (Subaru) an. Er provozierte aber eine Zeitstrafe (falsches Abstempeln), verzichtete so auf den Sieg und den vorzeitigen Titelgewinn. "Unter diesen Umständen will ich nicht Weltmeister werden", sagte der erschütterte Elsässer. Solberg wurde zum Sieger erklärt. Er und der Finne Marcus Grönholm, vor dem Peugeot-Entschluss zum Rückzug an dritter Stelle liegend, können Loeb in den restlichen vier Rennen noch einholen. "Aber die WM ist nichts gegen ein Menschenleben", sagte Peugeot-Sportchef Jean-Pierre Nicolas.

Der erste Todesfall bei einem WM-Lauf seit 1993 - damals starb der australische Kopilot Roger Freeth bei der Australien-Rallye - hinterlässt die Szene in Schockzustand. Der Wiener Manfred Stohl, Abbruch-Fünfter der Wales-Rallye, weinte bitterlich, seine Beifahrerin Ilka Minor war überhaupt nicht ansprechbar. Nachdem sich Stohl gefasst hatte, suchte er nach Erklärungen. Gerade im Finish der Saison steige bei vielen Piloten die Risikobereitschaft extrem an. "Es geht um die Verträge für die neue Saison." Dazu kamen die untypischen Wetterverhältnisse in Wales. Zuletzt schien die Sonne, die Schotterstrecken waren trocken, die Geschwindigkeiten dementsprechend extrem hoch, "da wird im Schnitt mit 140, 150 km/h durch den Wald gebrettert. Märtin muss mit 180 unterwegs gewesen sein." Zu Märtins Unglück, das Park das Leben kostete, könnte zudem noch ein aus dem Straßenverkehr bekanntes Phänomen geführt haben. Die Sonderprüfung Margam Park ist ein Klassiker und wird bei jeder Wales-Rallye gefahren, oft zweimal. Die Piloten kennen jede Kurve ganz genau. Dazu kommt, dass das Ziel der Rallye nahe war. Der Unfall passierte quasi auf dem Heimweg.

Michael Park war ein äußerst beliebtes Mitglied der Rallyeszene und ein routinierter Mann auf dem "heißen Sitz". Der am 22. Juni 1966 geborene Vater von zwei Kindern gab 1994 bei der Großbritannien-Rallye mit David Higgins in einem Peugeot 106 sein Debüt als Kopilot bei den World Rallye Cars, also den Werksboliden. Danach stieg er noch bei seinen berühmteren Landsleuten Colin McRae und Richard Burns ein. Seit 2000 fuhr er mit Märtin, den er über Toyota, Subaru und Ford zu Peugeot begleitet hat.

Der heiße Sitz

Des Risikos war er sich wie alle Beifahrer stets bewusst. So musste beispielsweise der Finne Risto Mannisenmäki, langjähriger Kopilot des viermaligen Weltmeisters Tommi Mäkinen, nach einem Crash 2001 seine Karriere beenden. Der Franzose Daniel Grataloup erlitt ebenfalls 2001 bei einem schweren Unfall im Auto von Fran¸cois Delecour multiple Verletzungen. Auch beim letzten tödlichen Unfall in Österreich kam der Pilot körperlich fast nicht zu Schaden. Bei der Bosch-Rallye 02 im Raum Hartberg prallte Beppo Harrach gegen einen Baum, seine Beifahrerin Jutta Gebert starb. Harrach wurde vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. (DER STANDARD Printausgabe 19.09.2005)

Ergebnisse vom zwölften Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft in Wales (Endstand nach drei Etappen, 15 Prüfungen/1.100 km):

1. Petter Solberg/Philip Mills (NOR/GBR) Subaru Impreza WRC 2:45:57,8 Stunden - 2. Francois Duval/Sven Smeets (BEL) Citroen Xsara WRC 2:47:15,2 - 3. Sebastien Loeb/Daniel Elena (FRA/MON) Citroen Xsara WRC 2:47:15,7 - 4. Harri Rovanperä/Risto Pietiläinen (FIN) Mitsubishi Lancer WRC 2:47:27,2 - 5. Manfred Stohl/Ilka Minor (AUT) Citroen Xsara WRC 2:48:32,8 - 6. Roman Kresta/Jan Tomanek (CZE) Ford Focus WRC 2:49:15,1 - 7. Colin McRae/Nicky Grist (GBR) Skoda Fabia WRC 2:49:28,2 - 8. Mark Higgins/Trevor Agnew (Großbritannien) Ford Focus 2:49:38,7 - 9. Chris Meeke/Glen Patterson (GBR) Subaru Impreza WRC 2:49:39,9 - 10. Henning Solberg/Cato Menkerud (NOR) Ford Focus WRC 2:50:18,3

Fahrer-Wertung (nach 12 von 16 Läufen): 1. Loeb 99 Punkte - 2. Solberg 65 - 3. Marcus Grönholm (FIN) Peugeot 307 WRC 61 - 4. Markko Märtin (EST) Peugeot 307 WRC 53 - 5. Toni Gardemeister (FIN) Ford Focus WRC 47 - 6. Harri Rovanperä (FIN) Mitsubishi Lancer WRC 27 - 7. Duval 24 - 8. Stohl 16 - 9. Kresta 156 - 10. Carlos Sainz (ESP) Citroen Xsara WRC 11

Konstrukteurs-Wertung (nach 12 von 16 Läufen): 1. Citroen 137 Punkte - 2. Peugeot 117 - 3. Ford 76 - 4. Subaru 72 - 5. Mitsubishi 53 - 6. Skoda 13