Endlich tut der ORF, was ihm Kritiker und Kenner schon lange raten: auslagern. Nur trennt er sich weniger von Funktionen und Strukturen wie Bühnenbau, die er auf dem freien Markt zukaufen kann. Sondern von Kernaufgaben.

Weniger massentaugliche Sportarten zu zeigen ist Auftrag einer öffentlich-rechtlichen Anstalt. Quotenbringer wie Fußball, Formel 1 und hier auch Skisport bringen private Anbieter mit Handkuss. Wenn auch live immer öfter im kostenpflichtigen Abofernsehen, dafür aber alle Spiele und Bewerbe.

(So genannte) Randsportarten lagert der ORF - gerne gegen Produktionskostenzuschuss der Vereine - schon seit 2000 in den Spartensender TW1 aus. Wenn man von Basketball und Eishockey absieht, die ihm Premiere wegkaufte.

Die nächste Kernaufgabe wartet schon: Halblaut denkt das Management auf dem Küniglberg darüber nach, das Kinderprogramm in den deutschen Spartensender kika auszulagern, den ARD und ZDF betreiben. "Das kann sehr weit gehend sein", bestätigt ein ranghoher ORFler. Denn: Selbst das nicht sehr ambitionierte ORF-Kinderprogramm kostet ORF 1 Marktanteile.

Wozu dann noch die Überlegungen auf dem Küniglberg, die "ZiB 1" in ORF 1 durch ein junges Nachrichtenformat - da schwingt stets RTL mit - zu ersetzen? Auch sie kostet in ORF 1 Quote. Warum also nicht gleich "ZiBs" auslagern, zum Beispiel in den öffentlich-rechtlichen deutschen Infokanal Phönix? Für "Universum"-Dokus schalten Sie bitte zum Discovery-Channel. Für anspruchsvollere Filme empfiehlt sich längst, auch bei ATV+ vorbeizuschauen. Sie und viel öffentlich-rechtliche Kultur finden sich bei Arte und 3sat. Bildung liefert BRalpha.

Im ORF sehen wir, und bald noch mehr, was Massen mögen. Aber tun das nicht RTL & Co ganz ohne Rundfunkgebühren? (DER STANDARD;Printausgabe, 22.9.2005)