Matthias Fontheim will ja bekanntlich nach Mainz, wo er designierter Intendant ist. Die Frage, ob er sich mit seiner Inszenierung von Shakespeares Was ihr wollt schon ein bisschen auf den dort gepflegten Fasching einstimmen wollte, stellt sich. Jedenfalls blieb von dem Treiben auf Illyrien, wo Menschen sich und andere durch Verstellungen, Lügen und Intrigen in arge Liebesnöte und das Publikum - im Idealfall - zum Lachen und zum Nachdenken bringen, nicht viel übrig.
"Lachen bis es weht tut" war hier eher die Losung, allerdings mit zwischen Shakespeares Zeilen gekritzelten Witzchen, die noch am nächsten Tag auf ihre Pointen warten ließen. Im schalen Licht der Bühne (von Susanne Maier-Staufen) behaupten wackelige Pappkonstruktionen: "Wir haben zwar eine High-tech-Drehbühne, machen aber lieber Lowbudget-Trash." Tapfer weiterflackernde Lichter in diesem instabilen Regiekonzept sind ein grandioser Malvolio von Thomas Kornak, ein aus der Off-Szene geliehener Narr namens Rudi Widerhofer oder die überzeugend das zerrissene Zwillingspaar spielenden Oliver Rosskopf und Julia Kreusch.
Weltveränderer
Nicht auf Illyrien, sondern auf einer anderen kleinen Insel wollen der 24-jährige Holger, seine um 20 Jahre ältere Freundin Erika und Holgers Bruder Milo die Welt verändern. Böses Geld - aus Heroinschmuggeleien - wird für den guten Zweck, die Flüchtlingsströme der Welt aufzunehmen, beschafft. Nein, Holger und Erika gehören keiner Partei an, wollen keine längerfristige Verantwortung übernehmen oder eine Revolution lostreten, sie haben "ein Projekt". Wenn das erst einmal rennt, sind sie längst aus dem Staub. So der Plan. Doch es rennt nie.
Das Stück des 25-jährigen Johannes Schrettle, der neben Studium und einer steil beginnenden Karriere als Dramatiker seit Jahren für einen Grazer Flüchtlingsverein arbeitet, ist eine geistvolle, erbarmungslose und witzige Abrechnung mit einer Generation von Ohnmächtigen, die für Leben und Liebe Konzepte und Projekte entwickeln, die allesamt scheitern müssen.