Die BewohnerInnen von "Big Brother" haben keine Nachnamen. Die sind auch überflüssig, werden sie doch von den ZuseherInnen benannt nach Lust und Unlaune. War die am Sonntag gegangen wordene Manu krass als "Sau" oder "Schlampe" - einige böse Leute skandierten diese verletzenden und unpassenden Namen vorm Container - bezeichnet worden, konnte Kerstin wohl als die Schauspielerin in der Gruppe gesehen werden. Auf der Promo-Seite von "Big Brother" kann man lesen: Die blonde Kerstin, Schauspielerin aus Berlin, weit gereist, hoch motiviert und gebildet, marschierte straight und selbstbewußt in ihrer neue Behausung für die nächsten Wochen. Ihre wichtigsten Gründe: Neue Erfahrungen sammeln und eventuell einen uralten Kindheitstraum befriedigen, und bekannt und berühmt werden. Tauscht man die Attribute straight gegen strategisch , und selbstbewußt gegen wirkungsbewußt , kann das Verhalten Kerstins im ungewohnten Kontext genauer umrissen werden. Kerstin war sich der Kameras mehr bewußt als alle anderen. Die "Nutella"-Schleckerin - der Name klingt nach! - instrumentalisierte sich ständig selbst, sich positiv zu spielen wie die Situationen es bestmöglich zuliessen. Und dieser Gap zwischen dem, wie sie sich fühlte und sie sich "rollengetreu" verhielt, war für "ihr" Publikum spürbar.
Eines ihrer ersten Statements, als "Sich-Öffnen" den andren vorgebracht, lautete, sie wäre ein Mensch, der vertrackte Situationen immer an Ort und Stelle klären wolle. Das Versprechen hat sie nie eingelöst, wenn nicht sie diejenige war, die Probleme mit den anderen hatte. Und sie exerzierte diesen Drang nach Aussprache in überlangen Beziehungsgesprächen mit und über Alex, ihrem Lover vorort, vor; suchten Andrea oder auch John mit ihr die Aussprache, weil sie die beiden meist wie Luft behandelte, schaltete sie in den Modus "Braves Mädchen", das keine Schuld an der Situation an sich finden wollte. Apropos Alex: Der hat Dich mehr geliebt als Du ihn, Kerstin! Aber was sag ich Dir...Nicht umgekehrt, wie Du´s uns weissmachen wolltest. Ihre Anwesenheit im öffentlichen Haus wollte sie sicherlich als günstige Eigenwerbezeit nutzen. Hat sie doch in ihrer bisherigen Schauspielkarriere eher kleine Rollen abgekriegt. Was sich wahrscheinlich ändern wird, war ihre Rolle in der Gruppe trotz ihrer permanenten Selbstbeobachtung - oder gerade wegen ihr - für die ZuseherInnen prägnant. Für die MitbewohnerInnen weniger. Ausser für Manu, die sie wirklich liebgewonnen hat. Und Kerstin hat vor Manu mehr gelebt als gespielt. Deswegen auch der Entschluss, mit Manu gemeinsam zu gehen, sollte diese gehen müssen. Und war da noch was? Ja. "Der Verlasser hat alles in der Hand." (O-Ton Kerstin) Und muss sich nicht als Schwache/r fühlen. Und zeigen. Kerstin war schon eine Starke. Dr. Dr. med. bto (Institut für Fern-Psychologie)