Geschlechterpolitik
Grasser: Nein zu Karenzgeld für alle
Es soll aber trotzdem kommen
Trotz der Bedenken von Finanzminister Karl-Heinz Grasser (F) will die Regierung das Karenzgeld für alle
umsetzen. "Keinen Grund zur Aufregung" sieht Sozialministerin Elisabeth Sickl (F), die meinte, das Kinderbetreuungsgeld
werde wie im Regierungsübereinkommen vorgesehen auch umgesetzt. Lob von SPÖ
Grasser hatte in einem
"Standard"-Interview
gemeint, das Karenzgeld sollte nicht allen, sondern nur jenen, die es brauchen,
zu Gute kommen. Lob erhielt er dafür von der SPÖ: Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl äußerte sich erfreut über
"Grassers Umdenken". Der Minister sei "voll auf SPÖ-Linie umgeschwenkt". Ein "Regierungschaos" ortete die
stellvertretende Klubobfrau der Grünen, Madeleine Petrovic, die Unstimmigkeiten machten deutlich, wie unausgegoren die
Karenzgeldpläne seien.
Seitens des Koalitionspartners ÖVP stellte Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat fest, dass die Pläne für ein Karenzgeld
für alle umgesetzt werden. Alle Regierungsmitglieder hätten die Aufgabe, für die Umsetzung des
Regierungsübereinkommens zu sorgen. Das Regierungsübereinkommen sehe ein Karenzgeld für alle vor, das damit nicht
mehr Versicherungsleistung sei und Kinderbetreuungsgeld heißen soll.
Veröffentlicht wurden am Mittwoch auch die aktuellen Zahlen der Karenzgeldbezieher: Waren es Ende 1997 noch
110.000, so sank die Zahl im März dieses Jahres auf 75.666. Dies bedeutet einen historischen Tiefstand. Laut
Familiensektion im Sozialministerium könnte die Zahl der Bezieher bei der von der Regierung geplanten Ausweitung -
Kinderbetreuungsgeld soll statt bisher eineinhalb Jahre künftig zwei Jahre für alle gezahlt werden, ein weiteres Jahr, wenn
der Vater des Kindes Karenzurlaub nimmt - auf rund 140.000 ansteigen. (APA)