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Alonso am Weg nach Europa.

Foto: Reuters/Cavalcanti
Sao Paulo - Rang drei im GP von Brasilien hinter dem Mc-Laren-Duo Juan Pablo Montoya und Kimi Räikkönen genügte Spaniens Fernando Alonso (24) im Renault, um sich zum bisher jüngsten Weltmeister der Gesichte zu küren. Und Ron Dennis, Teamchef von McLaren-Mercedes, tanzte aus der langen Reihe der Huldiger. "Diesmal ist nicht der beste Fahrer Weltmeister geworden", sagte Dennis und verlieh seinem Mitarbeiter, dem finnischen Piloten Räikkönen, den Titel eines moralischen Siegers.

Nun ist es aber so, dass Räikkönen zwar im zumindest nach dem ersten Saisondrittel schnellsten Auto saß, doch dieses, zusammengebastelt unter der Leitung von Dennis, war schlicht nicht zuverlässig genug. Das Wesen der Formel 1 ist seit alters her auch der Wettbewerb der Konstrukteure, und der Verweis auf nicht konkurrenzfähige Geräte ist seit alters her die beliebteste Ausrede jedes Motorsportlers. McLaren hat aber noch die Chance in der Konstrukteurs-WM, in der die Resultate beider Piloten zählen. Bei zwei ausstehenden Rennen (9. 10. in Suzuka, 16. 10. in Schanghai) besitzt der britische Rennstall zwei Punkte Vorsprung auf Renault.

Michael Schumacher hingegen, der entthronte Champion, wusste, was sich gehört, gratulierte dem Meister und ließ der Welt ausrichten: "Alonso ist ein würdiger Weltmeister." Es sei wie bei einem Puzzle, das zusammengeführt werden muss, "und es gibt eben nur gewisse Fahrer, die das schaffen". Schumacher, zuletzt fünfmal en suite Weltmeister im Ferrari, ist aber naturgemäß nicht der Meinung, dass nun eine neue Ära angebrochen sei. Er will nun nur das eine, den Titel zurückholen. Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Alonso war zuverlässiger, wir waren schneller." Der Brasilianer Emerson Fittipaldi (59), der bisherige Benjamin, der 1972 als 25-Jähriger den Titel geholt hatte: "Mein Rekord ist in guten Händen."

In Spanien ging's hoch her nach dem Triumph des Asturiers, während des Rennens waren die Straßen seiner Heimatstadt Oviedo gefegt. "Ein Traum ging in Erfüllung. Ein genialer Alonso krönte sich in Brasilien zum Champion. "Der Wert dieser Heldentat ist noch schwer zu messen", schrieb La Voz de Asturias . "Alonso ist mehr als nur ein Champion. Er hat eine solche Begeisterung ausgelöst, dass er fast schon zu einer Messias-Figur geworden ist, meinte El País . "Alonso, der vorschnelle Weltmeister. Er repräsentiert wie kein anderer das neue Gesicht des spanischen Sports", stand gestern in El Mundo . "Es wird sicherlich noch einige Tage dauern, bis ich die Bedeutung dieser Ereignisse vollständig verinnerlicht habe", sagte Alonso. (bez, ag; DER STANDARD Printausgabe 27. September 2005)