
Die Grüne-Spitzenkandidatin für die steirischen Landtagswahlen Ingrid Lechner-Sonnek.
derStandard.at: Glaubt man aktuellen Umfragen, so kämpfen die Grünen in der Steiermark nach einem Aufholprozess nun gegen die KPÖ um Platz drei. Haben Sie sich bei der ÖVP schon für das Negativ-Campaigning gegen die "rote Gefahr" bedankt, oder sehen Sie andere Gründe für die Grünen Zugewinne?
Lechner-Sonnek: Ich habe keine Freude mit dem Negativ-Campaigning. Es bringt die KPÖ in eine Opferrolle und damit mehr Sympathiestimmen. Dass wir in den Umfragen aufholen liegt wohl daran, dass es ein gesteigertes Bedürfnis nach einer starken Kontrollpartei in der Landesregierung gibt.
derStandard.at: KPÖ-Kandidat Kaltenegger liegt bei den JungwählerInnen vor den Grünen. Warum?
Lechner-Sonnek: Mein Glauben in Umfragen ist sehr gering. Ich spüre gerade bei jungen Leuten großen Zuspruch zu unseren Positionen und Vorhaben.
derStandard.at: Sollten die Grünen drittstärkste Kraft werden, würden Sie eher Voves oder Klasnic zum Landeshauptmann verhelfen? Was spricht für und was gegen die jeweiligen PolitikerInnen?
Lechner-Sonnek: Reformbereitschaft ist das was für uns zählt. Dass sich in der Steiermark etwas ändern muss, sagen fast alle Menschen, mit denen ich gesprochen habe. Nur wer hierbei glaubhaft ist, hat die Chance auf die Stimmen der Grünen – Klasnic hat sie definitiv nicht.
derStandard.at: SPÖ-Chef Franz Voves meint, es weise einiges darauf hin, dass die Grünen eher zur ÖVP neigen. Hat er Recht?
Lechner-Sonnek: Das ist Wahlkampfpropaganda, die ÖVP zeichnet im Ausgleich dazu das Bild von rot und grün.
derStandard.at: Teile der steirischen Bevölkerung sind für den Verbleib eines Motorsport-Spektakels sogar auf die Straße gegangen. Sie kämpfen unterdessen gegen krank machenden Feinstaub. Ein umweltpolitischer Kampf gegen Windmühlen?
Lechner-Sonnek: Alle Menschen in der Steiermark wollen gesund leben. Deshalb ist Feinstaub auch längst ein Thema in der Bevölkerung. Man erwartet von uns, dass wir wirkungsvoll dagegen ankämpfen – mit Recht! In Österreich sterben laut einer EU-Studie über 4.000 Menschen jährlich an den Folgen des Feinstaubes, die Zahl der Asthmaerkrankungen in der Steiermark ist rapide gestiegen. Ich will, dass der öffentliche Verkehr endlich attraktiviert wird. Die Menschen müssen eine Alternative zum Auto bekommen!
derStandard.at: Angenommen, es käme zu einer Zusammenarbeit zwischen Rot und Grün: Würden Sie sich für einen Verbleib von Red Bull stark machen?
Lechner-Sonnek: Ich würde dafür kämpfen, dass es in der Steiermark wieder mehr Arbeitsplätze gibt, die nachhaltig bleiben und nicht vom Goodwill eines "reichen Onkels" abhängig sind. Mein Zugang ist einen echten Ökocluster zu schaffen, der sich mit den eigentlichen Stärken unseres Landes beschäftigt - Stichwort erneuerbare Energie. Da wären mit jährlichen Investitionen von 25 Mio. Euro 5.000 neue nachhaltige Arbeitsplätze pro Jahr erreichbar. Wenn sich Red Bull daran beteiligen möchte, warum nicht?
derStandard.at: Trinken Sie selbst Red Bull?
Lechner-Sonnek: Nein, es schmeckt mir nicht.
derStandard.at: "Klasnic.Voves.Hirschmann - Politik von gestern" ist Ihr Wahlspruch. Welche drei Punkte sind Ihnen für die steirische Politik von morgen am wichtigsten? Welche Person sollte an der Spitze des Landes stehen?
Lechner-Sonnek: 1. Reine Luft für bessere Gesundheit der SteirerInnen, 2. Schluss mit Proporz und Freunderlwirtschaft - alle Geldflüsse des Landes müssen offengelegt und nachvollziehbar gemacht werden und 3. Soziale Gerechtigkeit durch eine Bedarfsorientierte Grundsicherung. Welche Person an der Spitze stehen soll - jemand, mit dem man diese Punkte verwirklichen kann!
derStandard.at: Ihre Prognose für die Wahl?