Starallüren sind ihnen fremd, ebenso das abwägende Sowohl-als-auch vieler Politiker. Ob auf Workshops mit Gleichgesinnten oder auf kontroversen Podiumsdiskussionen: Die 58-jährige Barlow und der zwei Jahre ältere Clarke beherrschen die Kunst der gut gelaunten, faktenreichen Agitation auf höchstem Niveau.
Mit einer Plastikflasche in der Hand trat der drahtige Aktivist mit der Aura eines Professors auf dem Weltsozialforum von Porto Alegre auf. Dort schilderte er, wie sich transnationale Konzerne in Indien oder Kanada die Grundwasserresourcen aneignen wollen, um sie anschließend als Soft Drinks auf den Markt zu werfen.
Im Nebenraum erläuterte die Vorsitzende des Netzwerks Council of Canadians leise, aber bestimmt, wie sich die Wasserlobby organisiert und mit Hilfe regionaler Freihandelsabkommen, der Weltbank oder der UNO die Wassermärkte in Nord und Süd mit Gewalt aufstößen möchte. Umweltschutz und Wassergerechtigkeit gehörten zusammen, sagte Maude Barlow in einem STANDARD-Interview. Doch damit lasse sich kein Geld verdienen, und deswegen müsse die öffentliche Hand die Kontrolle über die Trinkwasserversorgung behalten – oder zurückerlangen.
Barlow und Clarke, die seit den 80er Jahren zusammenarbeiten, sind nicht auf das Wasserthema fixiert. Die Frauenrechtlerin Barlow beriet den liberalen Premier Pierre Trudeau, bevor sie als Basisaktivistin und Buchautorin Karriere machte. Clarke betätigte sich lange Jahre als Sozialreferent der kanadischen Bischofskonferenz. Als Gründer des Polaris Institute hat er sich vorgenommen, "die Macht der Großfirmen zu entlarven, die hinter den Regierungen steckt".
Zusammen mit GewerkschafterInnen setzten sie sich gegen die neoliberale Freihandelsagenda ein. An den erfolgreichen Protesten gegen das Multilaterale Investitionsabkommen oder die Treffen der Welthandelsorganisation in Seattle 1999 und Cancún 2003 beteiligten sie sich ebenso wie an Kampagnen gegen Wasser-Multis in Bolivien oder Uruguay, Ghana oder Indien.