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Osama Moustafa Hassan Nasr, bekannt als Abu Omar, wurde im Februar 2003 auf dem Weg zur Moschee von CIA-Agenten entführt.

Foto: APA /epa/
Mailand - Im Fall der Entführung eines islamischen Geistlichen durch US-Geheimdienstagenten in Italien hat die Mailänder Justiz drei weitere Haftbefehle erlassen. Ein Haftbefehl wurde gegen eine amerikanische Diplomatin erlassen, die bei der amerikanischen Botschaft in Rom beschäftigt war, berichtete die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Freitag. Sie soll sich an der Verschleppung von Hassan Mustafa Osama Nasr, bekannt als Abu Omar, von Mailand nach Ägypten beteiligt haben.

Ermittlungen gegen 22 CIA-Agenten

Insgesamt leiteten die Mailänder Justizbehörden Ermittlungen gegen insgesamt 22 CIA-Agenten wegen der Imam-Entführung ein. Verdächtigt werden auch einige Italiener. Der Fall hatte in den vergangenen Monaten für Spannungen zwischen Italien und den USA gesorgt.

Bisherigen Ermittlungen zufolge sollen die CIA-Agenten den Iman namens Abu Omar, gegen den die Mailänder Staatsanwaltschaft wegen Terrorismus ermittelte, 2003 von Italien über den Militärstützpunkt Ramstein in Deutschland zum Verhör nach Ägypten verschleppt haben. Dort soll er gefoltert worden sein.

An dem Verhör soll laut Angaben der Los Angeles Times auch der damalige CIA-Stationschef vom Mailand, Robert Seldon Lady, teilgenommen haben. Bei einer Hausdurchsuchung in Ladys Turiner Wohnung im Juni sollen Hinweise auf eine Reise nach Ägypten und Fotos des Entführten gefunden worden sein.

Auch deutsche Justiz ermittelt

Rom gibt an, die US-Militärs hätten die zuständigen italienischen Stellen vor der Aktion zuvor nicht informiert und dadurch Ermittlungen der italienischen Behörden behindert. Auch die deutschen Behörden kündigten an, in der Sache aktiv zu werden. Die Staatsanwaltschaft Zweibrücken wolle ein Rechtshilfeersuchen an Mailand richten, weil der Imam über den US-Militärstützpunkt Ramstein nach Ägypten verschleppt worden sein soll.

Umstrittene US-Praxis

Menschenrechtsporganisationen haben wiederholt die seit dem 11. September 2001 verstärkt angewandte Methode kritisiert, Verdächtige zum Verhör in Staaten, in denen gefoltert wird, zu bringen. Premierminister Berlusconi hat bisher bestritten, von der geplanten Entführung gewusst zu haben, mehrere US-Agenten haben aber angegeben, dass die Operation ohne Genehmigung der italienischen Regierung unmöglich gewesen wäre. (APA)