Warm anziehen! Das ist die Botschaft, die die Wirtschaftsforscher in ihrer nach unten revidierten Herbstprognose verkündet haben. So deutlich sagen es die Ökonomen natürlich nicht, sie haben ihre Ratschläge wie immer gut eingepackt in lobende Worte über das 750 Millionen Euro schwere Konjunkturpaket, das die Regierung im Sommer geschnürt hat.

Selbiges wird auch tatsächlich einige Härten und Schlaglöcher auf der Weltkonjunkturautobahn abfedern können, das Zeug für einen echten Stoßdämpfer hat es freilich nicht. Denn gegen den Risikofaktor Ölpreis, der die Energiekosten global in Schwindel erregende Höhen treibt, lässt sich lokal schwer ankämpfen. Heiz- und Spritkosten knabbern spürbar an den Realeinkommen, was wiederum den privaten Konsum, mit 56 Prozent das größte Aggregat der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, beträchtlich drückt. Daran änderte, wie befürchtet, auch die zu Jahresbeginn gesenkte Einkommensteuer nichts.

Noch ist aber keine Panik angebracht, der österreichischen Wirtschaft geht es, verglichen mit den wichtigsten Handelspartnern Deutschland und Italien, gut. Die Exporte boomen, die Leistungsbilanz ist (wieder) positiv, die Arbeitskosten sinken und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie ist gestiegen.

Den 253.000 Arbeitslosen hilft all das freilich nicht wirklich. Die Arbeitslosenrate ist hoch und wird es auf absehbare Zeit bleiben, obwohl mehr Menschen in Beschäftigung stehen. Pech gehabt, die Wirtschaft wächst eben zu wenig, so die zynische Begründung. Steigen die Energiepreise weiter, wächst auch das Risiko für die Konjunktur. Das Klammern an Wachstumszehntelprozente wird da nichts nützen.

Dann müssen sich nicht nur Jobsuchende warm anziehen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1./2.10.2005)