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Vorstandschef Johann Zwettler will mit der Bawag P.S.K. in den arabisch-türkischen Raum expandieren.

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"Begräbnis" für die alte Postsparkasse
122 Jahre wurde sie alt, und in den Augen des streitbaren Betriebsrats und Gewerkschafters Volkmar Harwanegg (am Rednerpult) wird sie mit 1. Oktober an ihrer Fusion mit der Bawag gestorben sein: die Postsparkasse. 50 Mitarbeiter und Pensionisten nahmen am Freitag an der "Trauerkundgebung" am Georg-Coch-Platz in Wien teil. "Vom Holzsarg bis zum Kranz war alles da", konnte sich Pompfüneberer Harwanegg nach dem Begräbnis wenigstens trösten.

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Wien - Ab Samstag, den 1. Oktober, gibt es in Österreich eine neue Bank - und zwar die mit dem etwas Platz greifenden Namen Bawag P.S.K. Bank für Arbeit und Wirtschaft und Österreichische Postsparkasse AG.

Nennen wird man sie, so Vorstandschef Johann Zwettler, Bawag P.S.K. - und durch die nun stattfindende rechtliche Fusion wird gleichsam der Kreis geschlossen, den die Bawag im Dezember 2000 mit dem Erwerb der Postsparkasse (um 1,2 Mrd. Euro) geöffnet hatte. Jetzt folge "die logische formelle Fusion zur Großbank", so Zwettler am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. Grund zum Trauern (Mitarbeiter und Gewerkschafter zelebrierten zur gleichen Zeit die Beerdigung der P.S.K.; siehe Bild links) sieht er keinen.

Eisenstadt ist vom Tisch

Die Bawag P.S.K. gehört zu 100 Prozent dem Österreichischen Gewerkschaftsbund und ist im benachbarten Ausland (Ungarn, Tschechien, Slowakei und Slowenien) nur gebremst aktiv, "wir bleiben rund um unseren Schornstein", drückte das der Bankchef aus. "Mittelfristig" sei allerdings nicht auszuschließen, dass "wir in andere EU- oder EU-Beitrittsländer erweitern". Sehr am Herzen liegen ihm die Niederlassung in Malta und die Repräsentanz in Tripolis: Von dort aus wolle die Bawag P.S.K. ihre "Brückenfunktion in den arabisch-türkischen Bereich" aufbauen. Die Brückenbildung ins näher gelegene Eisenstadt (die Bawag hatte einst Interesse an der Bank Burgenland) ist übrigens vom Tisch.

Ebenso der angedachte Börsengang und die Hereinnahme eines Partners: "Beides ist derzeit kein Thema", sagte Zwettler, "aber beides ist auch nicht für alle Zukunft auszuschließen." Freilich seien das erst Fragen für seine Nachfolger. Die neuen Vorstandsverträge (Zwettler soll Chef bleiben) werden übrigens bis April 2008 laufen. Dass es Interessenten für die Bawag P.S.K. gibt, will der Banker aber auch nicht verhehlen: "Es kommen viele Investmenthäuser zu uns, wie die Bienen sind sie. Ihre Besuche dauern aber immer nur kurz, bei uns gibt es keinen Honig zu verteilen."

Geschäftlich will er das aber nicht verstanden wissen. Die Bank mit den höchsten Spareinlagen der Branche sei flächendeckend vertreten, die Schließung von tausend Postämtern habe "keine Auswirkungen gehabt, wir haben unser Geschäftsvolumen sogar gesteigert", sagte Zwettler.

Bösendorfer zieht um

Für die Geschäfte der Klaviermanufaktur Bösendorfer, die der Bank gehört, gilt das nicht. Die Klaviermacher schreiben auch heuer wieder Verluste, und auch aus dem Plan, Bösendorfer in der Wiener Jugendstil-Villa Primavesi einzuquartieren, wird nichts. Die Villa wird verkauft, Bösendorfer soll ins Schloss Augarten übersiedeln. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1./2.10.2005)