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"Wir geben sicher zu wenig für Bildung aus", bemängelte Rektorenchef Badelt in der Pressestunde am Sonntag.

Foto: APA/ORF
Wien - Der Chef der Rektorenkonferenz (ÖRK), Christoph Badelt, ist der Ansicht, dass Österreich "sicher zu wenig für Bildung ausgibt". Das sei aber schon immer so gewesen, so Badelt in der ORF-"Pressestunde" am Sonntag. In der Frage des Uni-Zugangs habe die Politik nach dem EU-Beitritt Österreichs zu lange "den Kopf in den Sand gesteckt".

In der Frage der Uni-Finanzierung müsse man mehrere Bereiche auseinander halten, betonte Badelt. Rund 170 Mio. Euro seien nötig, um den Nachholbedarf bei den Ausgliederungskosten wie die erhöhten Mieten und Soziallasten aufzuholen. Die nötigen Gebäudesanierungen veranschlagte er mit 600 Mio. Euro - und dann müsse man sich noch die Frage stellen, was man tun müsse, um europareif oder "Weltklasse" zu werden. Dazu nötig wäre unter anderem ein Vergleich mit der Ausstattung international erfolgreicher Universitäten.

"Typisch österreichische Haltung

Beim Thema Uni-Zugang meinte der Rektoren-Chef, dass die "sauberste Lösung" eine entsprechende Regelung im EU-Beitrittsvertrag gewesen wäre. Warum man nicht darauf bestanden habe, wisse er nicht. Nachher habe es von der Politik die "typisch österreichische Haltung" gegeben: "Wir schauen nicht genau hin, wir rühren uns nicht." Die Rektoren hätten dagegen immer gesagt, dass der freie Hochschulzugang über weite Strecken ein "Selbstbetrug" sei und eines Tages der Moment kommen werde, an dem man sich damit auseinandersetzen müsse.

Generell beobachte er die derzeitige Diskussion mit Sorge, weil sie aus einem kurzfristigen Anlass heraus vom wahren Problem ablenke. Österreich habe schon vor dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zu wenige Studienplätze in der Medizin gehabt. Es gebe kein Land der Welt, wo in diesem Fach jeder Student aufgenommen werde. Ob jetzt der Student aus Düsseldorf jemandem den Platz wegnehme oder jener aus dem Nachbarort, sei doch letztlich egal.

"In der Kürze der Zeit"

Die unterschiedlichen Verfahren zur Studentenauswahl an den einzelnen Unis verteidigte Badelt grundsätzlich. Zwar habe man "sicher nicht überall die perfekten Verfahren erfunden in der Kürze der Zeit". Allerdings seien unterschiedliche Auswahlwege in unterschiedlichen Studienrichtungen international "höchst normal" und "nicht chaotisch".

"Sehr skeptisch" ist Badelt bei Bedarfserhebungen, wie viele Absolventen in einem bestimmten Fach man brauche. Diese seien mit vielen Unsicherheiten verbunden. Nötig sei dagegen eine Diskussion darüber, wie viele Studienplätze die öffentliche Hand pro Fach finanziere. Die Höhe der Studiengebühren als Lenkungsinstrument einzusetzen, hält der Rektoren-Chef nicht für sinnvoll.

Studiendauer und Drop-Out-Rate

Zur Hebung der international geringen Akademikerquote seien nicht mehr Studenten nötig, sondern mehr Absolventen, betonte Badelt. In Österreich sei die Studiendauer zu lange und die Drop-Out-Rate zu hoch. Außerdem schaffe man es nicht, das Begabungspotenzial von Personen, deren Eltern nicht Akademiker sind, auszuschöpfen - trotz des bisher freien Hochschulzugangs.

Ein wichtiges Anliegen ist dem Rektoren-Chef eine Zusammenführung der derzeit auf drei Ministerien (Bildung, Wirtschaft, Infrastruktur) verteilten Forschungskompetenz. Die derzeitige Konstruktion sei "sehr sehr schlecht". So müsse der derzeit laut Badelt unterdotierte Wissenschaftsfonds FWF ins gleiche Ressort wie die Hochschulfinanzierung. (APA)