Wien – 32 Millionen Euro als Grundstock, 100 Millionen Euro im geplanten "Endausbau" – mit einem neuen Finanzierungsmodell sollen Wiener Klein- und Mittelunternehmen auch in Zeiten spärlich bereitgestellter Bankkredite an Kapital gelangen: Der am Dienstagvormittag vorgestellte "Wiener Wachstumsfonds" soll helfen.

Aufgelegt wird er unter anderem von der Bawag P.S.K., die mit 16 Millionen Euro auch den größten Brocken des anfänglichen Kapitalstocks beiträgt, den Österreichischen Volksbanken, der Generali Holding und der Stadt Wien.

"Trinken muss die Wirtschaft selbst"

Der Fonds sei ein "exzellentes Beispiel für die Partnerschaft zwischen Privat und Staat, sagte Finanzstadtrat Sepp Rieder (SPÖ) bei der Präsentation – aber auch für die Sozialpartnerschaft. ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch ergänzte: "Zur Tränke führen kann man, doch trinken muss die Wirtschaft selbst."

In Zukunft können Kleinunternehmen, die für ihre Expansion finanzielle Mittel benötigen, an den Fonds herantreten. Sollte deren Ansinnen positiv beurteilt werden, beteiligt sich der Wachstumsfonds am Unternehmen und stellt weitere Finanzierungsinstrumente wie Wandelschuldverschreibungen oder Genussrechte zur Verfügung. Die Beteiligung soll nach einer Halteperiode wieder verkauft werden. Auf diese Weise soll sich der Fonds finanzieren und sein Kapital konstant zur Verfügung stehen.

Die Konzentration auf eine spezielle Branche ist zwar nicht vorgesehen, allerdings soll der Schwerpunkt bei technologieorientierten Unternehmen liegen. Definitiv vom Fonds ausgeschlossen sind Gastronomie- und Tourismusunternehmen wie auch Finanzdienstleister.

Brigitte Jank, Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer, hofft, dass es mit dem Fonds gelingt, den Kleinunternehmen, die 98 Prozent aller Wiener Unternehmen stellen, jene Finanzierung zukommen zu lassen, die bisher nur den Großkonzernen offen standen.

Bürgermeister Michael Häupl bemühte in Richtung der privaten Investoren ein – abgewandeltes – historisches Zitat: "Ein kleiner Schritt möglicherweise für Sie, aber ein großer Schritt für die Wiener Wirtschaft." (APA, pm, DER STANDARD Printausgabe, 05.10.2005)