Gewagte Plakatwerbung für Sina Farahmandnia

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Für ein Wahlwerbungs-Kunstwerk selbst Pate zu stehen, war dem kunstaffinen Unternehmen – bekanntlich auch Inhaber der Sammlung Essl – letztlich zu viel

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Bei den Wien-Wahlen wird auch um mehr als tausend Mandate in den 23 Bezirken gekämpft. Selbst gebastelte Plakate erregen dabei nicht nur die Gemüter in der eigenen Partei.

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Wien – Bei den Wien-Wahlen am 23. Oktober bietet sich im 9. Bezirk (Alsergrund) die einmalige Möglichkeit, keine Partei wählen zu können. Denn so nennt sich jener Kandidat, der als namenlose Alternative antreten wird. "Die Zukunft der Demokratie ist ,Keine Partei‘. Die repräsentative Demokratie ist zur Farce geworden", heißt es im "Keine Partei"-Manifest. Bei Wahlslogan und Grafik wird auf Altbewährtes gesetzt: Beides wurde vor ein paar Jahren von der Künstlergruppe monochrom für eine Ausstellung im WUK entworfen.

Bei den Wien-Wahlen wird bekanntlich nicht nur über die Besetzung des Gemeinderates entschieden, sondern auch über die 1112 Mandate in den Bezirksvertretungen.

Zensurierte Plakate

"Keine Partei" kämpft mit – inzwischen zensurierten Plakaten. "Baumarx – Do it yourself!" prangte darauf – aufgehängt in Schaufenstern von Geschäftslokalen im Bezirk. Bis schließlich die Schömer- Baumax-Unternehmensgruppe per Anwaltsbrief zum Abhängen aufgefordert hat.

Kunst, wem Kunst gebührt. Doch für ein Kunstwerk selbst Pate zu stehen, war dem kunstaffinen Unternehmen – bekanntlich auch Inhaber der Sammlung Essl – letztlich zu viel. "Da es weder unsere Absicht war, für Baumax zu werben, noch die Firma in ihren Markenrechten zu stören, haben wir das monochrom-Logo von allen unseren Materialien entfernt", sagt Kurt Wendt, Ex- KPÖ-Aktivist und Mitinitiator von "Keine Partei". Von Baumax hieß es dazu am Mittwoch: "Es ist verständlich, dass wir uns dagegen aussprechen, unser Logo für politische Zwecke zu verwenden."

Nacktheit

Nicht nur Wendt bereiten seine Plakate Probleme. Sina Farahmandnia kandidiert in Wien-Neubau für die SPÖ auf Bezirksebene. Auf Platz 17. Nach der letzten Wien-Wahl stellte die SPÖ zwölf Mandatare im grün-regierten Bezirk. Um nicht nur Zählkandidat zu sein, muss er also weiter nach vorn. Daher führt er einen Vorzugsstimmenwahlkampf.

Zum Leidwesen der eigenen Partei mit gewagten Plakaten: "Ich kümmere mich auch um die kleinen Dinge", steht da zu lesen. Am Bild: Zwei nackte Männer, die sich gegenseitig ans Gemächt fassen. "Nicht sehr lustig", hieß es aus der Wiener SPÖ – der Kandidat wurde zum Gespräch geladen. Man einigte sich auf einen Kompromiss: sie werden nur mehr in Lokalen aufgehängt.

Und weil sein Nachname nicht gerade der einfachste ist, ergänzt er schnell: "Wer mir eine Vorzugsstimme geben will, braucht nur Sina draufschreiben – der Wählerwille ist dann klar erkennbar." (Wojciech Czaja, Peter Mayr, DER STANDARD Printausgabe 6.10.2005)