Washington – Amerikanische Wissenschafter haben den Erreger der "Spanischen Grippe" rekonstruiert, die 1918 bis zu 50 Millionen Menschen getötet hat. Am Mittwoch erklärte Terrence Tumpey vom US- "Center for Disease Control and Prevention" in Atlanta, man habe herausfinden wollen, warum das Virus damals eine derart tödliche Pandemie ausgelöst hat. Sie verglichen den H1N1-Virus der Spanischen Grippe mit jenem der Vogelgrippe (H5N1), die in Asien in jüngster Zeit bereits Millionen von Tieren und einige Menschen getötet hat.

Das Forscherteam arbeitet bereits seit 1995 am "Nachbau" des Virus. Nun erscheinen die Ergebnisse erstmals detailliert in den Fachblättern Nature und Science.

Um das vor acht Jahrzehnten verschwunden Virus der Spanischen Grippe wieder zu erwecken, verwendeten sie in Formalin konservierte Lungengewebe von Opfern und entnahmen 1998 Gewebeproben aus einer Frauenleiche, die im ewigen Eis Alaskas beerdigt worden war.

Kritiker des Experiments befürchten aber, dass ein versehentlichen Ausbruch des H1N1-Virus verheerende Folgen haben könnte. Die Forscher behaupten, es bestehe keine Gefahr. (red/Reuters, DER STANDARD, Print, 6.10.2005)