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Sanierer Enrico Bondi wurde bei dem Neustart der Parmalat-Aktie begeister gefeiert.

Foto: Reuters/DANIELE LA MONACA
Rom - Zwei Jahre nach dem spektakulären Bilanzskandal ist der italienische Lebensmittelkonzern Parmalat am Donnerstag an die Börse in Mailand zurückgekehrt. Der Startpreis pro Aktie wurde mit 3,15 Euro festgelegt.

Der Startpreis wurde im Parterre der Mailänder Börse angekündigt, wo sich der italienische Industrieminister, Claudio Scajola, und der Insolvenzverwalter des Milchmultis Enrico Bondi befanden. Bondi wurde von Börsianern mit Enthusiasmus beklatscht.

Die neue Aktien lösten reges Interesse aus. Zehn Minuten nach dem Börsendebüt waren bereits 36 Mio. Aktien gehandelt worden, was 2,2 Prozent des Kapitals entspricht. Gelistet wurden 1,6 Mrd. Aktien mit einem Nennwert von jeweils einem Euro. Am vergangenen Wochenende hatten die Gläubiger des Unternehmens der Umwandlung der 20 Mrd. Euro Schulden in neue Aktien zugestimmt.

HV am 7. November

Die Parmalat-Aktionäre werden am 7. November tagen, um den Aufsichtsrat des Unternehmens zu ernennen. Die Gläubigerbanken des Milchmultis treten als Großaktionäre auf. Die römische Bankengruppe Capitalia gilt derzeit mit 5,5 Prozent als größter Aktionär, vor JP Morgan mit 2,3 Prozent und Banca Intesa mit 2,1 Prozent.

Dabei hat der Parmalat-Sanierer gerade gegen diese Institute Schadensersatzprozesse angestrengt und fordert von Capitalia mindestens 265 Mio. Euro, von JP Morgan und anderen Banken 4,4 Mrd. Euro und von Banca Intesa zusammen mit anderen Instituten 1,9 Mrd. Euro.

Parmalat war Ende 2003 unter einem erdrückenden Schuldenberg zusammengebrochen, nachdem die Konzernführung um den Gründer Calisto Tanzi jahrelang Bilanzen gefälscht hatte. Der Prozess gegen Tanzi und weitere Manager hat vergangene Woche in Mailand begonnen.

"Ein Erfolg für ganz Italien"

"Die Börsenrückkehr ist ein Sieg für Italien in all seinen Komponenten: Das Parlament, die Regierung, die Börse, die Arbeitnehmer und unsere Kunden", betonte der Bondi. "Italien hat nach dem Skandal reagiert und sein Unternehmen verteidigt. Wir haben in diesen Monaten die Welle von Sympathie und Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gespürt, die unser Zusammenbruch abgewendet hat", betonte Bondi.

Der Manager zeigte sich mit dem Startpreis der Parmalat-Aktien an der Börse zufrieden. Dieser wurde auf 3,15 Euro festgelegt. "Der Preis ist durchaus in Ordnung", sagte Bondi bei einer Ansprache anlässlich der Börsenrückkehr Parmalats in Mailand.

Lob aus Rom

Bondi wurde für seine Sanierungsarbeit von der Regierung Berlusconi gelobt. Industrieminister Claudio Scajola drängte Bondi zum Verbleib an der Spitze des Konzerns. "Parmalat muss in dieser Startphase noch begleitet werden und Bondi ist die geeignete Person, um zur Stabilisierung des Unternehmens auf den Markt beizutragen", betonte der Minister.

Der 69-jährige Bondi, der wegen seines Sanierungstalents in Italien anerkannt ist, wollte nicht klären, wie lang er noch an der Spitze Parmalats bleiben werde. In den vergangenen Tagen hatten Gerüchte für Aufruhr gesorgt, nach denen der Toskaner die Führung der krisengeschüttelten Fluggesellschaft Alitalia übernehmen wolle. (APA)