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Bukarest/Ankara - Der Ausbruch der Vogelgrippe in Rumänien könnte der Regierung zufolge weniger schwer wiegend sein als zunächst befürchtet. Wissenschafter hätten das bei Vögeln im Donaudelta vermuteten Virus bisher nicht isolieren können, sagte Landwirtschaftsminister George Flutur am Sonntag. Je länger sie dafür bräuchten, desto eher deute dies auf eine harmlosere Variante hin.

"Wir haben bislang Antikörper gegen die Vogelgrippe gefunden, was beweist, dass wir es mit Vogelgrippe zu tun haben", sagte er. Unklar blieb damit auch, ob es sich um den auch für Menschen gefährlichen Stamm H5N1 handelt. Bei drei Vögeln aus dem Dorf Cearmurlia de Jos an der Schwarzmeerküste habe der ursprüngliche Nachweis des Virus nicht bestätigt werden können, sagte Flutur weiter.

Infoauswertung

Derzeit werden die Informationen über drei Vogelgrippefälle bei Enten im Donaudelta in Rumänien in einem britischen Labor ausgewertet. Die rumänische Regierung rechnete in zwei Wochen mit einem Ergebnis. Über die gesamte südöstliche Provinz Tulcea war eine Quarantäne verhängt worden; mehrere tausend Tiere wurden geschlachtet.

Nach Rumänien gaben die türkischen Behörden am Samstag das Auftreten der Vogelgrippe im Nordwesten der Türkei bekannt. In der Provinz Balikesir starben demnach rund 2000 Puten an der Tierseuche. Über die Region Manyas, die für ihren reichen Vogelbestand bekannt ist, wurde eine Quarantäne verhängt. Vizegouverneur Halil Yavus Kaya meinte, die Vogelgrippe wurde von Zugvögeln aus dem Ural eingeschleppt. Landwirtschaftsminister Mehdi Eker versicherte, alles sei unter Kontrolle.

Hochansteckend

Das hochansteckende Virus H5N1 war in Russland bereits aufgetreten. Das Verbraucherministerium in Deutschland schätzte aber "wegen der nur geringen Zugvogelkontakte zu dieser Jahreszeit" die Gefährdung durch den Vogelzug derzeit als "niedrig" ein.

Seit Ende des Jahres 2003 gab es in mehreren Ländern Südostasiens Geflügelseuchen mit dem hochansteckenden Erreger H5N1. In den zehn betroffenen Ländern wurden mehr als hundert Millionen Tiere getötet oder starben an der Krankheit. In Vietnam, Thailand, Kambodscha und Indonesien starben bisher mehr als 60 Menschen, die sich zumeist durch engen Kontakt zu mit Vogelgrippe infizierten Tieren angesteckt hatten. Wissenschafter befürchten, dass das H5N1-Virus durch Mutation die Übertragbarkeit von Mensch zu Mensch erlangen könnte. In diesem Fall fürchtet die UNO eine weltweite Grippeepidemie, der Millionen Menschen zum Opfer fallen könnten. Jüngste Erkenntnisse von US-Forschern legen den Verdacht nahe, dass für die Spanische Grippe von 1918, an der weltweit bis zu 50 Millionen Menschen starben, ebenfalls ein mutiertes Vogelgrippevirus verantwortlich war. (AFP, APA, DER STANDARD-Printausgabe, 10.10.2005)