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Die beiden aussichtsreichsten Kandidaten der Präsidentschaftswahl in Liberia: Der Fußballstar George Weah und die entschlossene Kämpferin Ellen Johnson-Sirleaf.

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22 KandidatInnen bei der ersten Wahl in Liberia seit 16 Jahren.

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Weah stürmte von 1995 bis 2000 für den AC Milan ...

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... 2000 für Chelsea.

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George Weah hat Großes vollbracht. Er wurde als erster Afrikaner 1995 von der FIFA zum weltbesten Fußballer gekürt. Ein Moment für den afrikanischen Fußball, der in die Geschichte einging, ein Ereignis, das den liberianischen Sportler zur Fußballlegende werden ließ.

Mehr als Fußball

Weah, der seit 1997 als ehrenamtlicher UNICEF Botschafter unter anderem Bildungsprogramme und HIV-Projekte in Liberia und Ghana unterstützt, hat nicht nur Soccer-Pokale gewonnen. 2004 wurde ihm der ESPN Arthur Ashe Courage Award and Great Britain’s Eagle International Achievers Award für herausragenden humanitären Einsatz verliehen. Verbal dekoriert vom großen Nelson Mandela, der dem Fußballer das Prädikat "African Pride" verlieh, geniest er vor allem bei den Jungen von Liberia große Popularität.

Ehrgeizige Pläne

Nun will Weah diese Popularität ummünzen und stellt sich der Wahl zum Präsident eines Landes, das sich gerade von einem 14-jährigen Bürgerkrieg erholt. Er hat gute Chancen, denn viele LiberianerInnen trauen dem Sportler die nötigen Kraft und Ausdauer zum Umbruch zu. Weah wirbt seinerseits mit Glaubwürdigkeit und Transparenz und geht mit Fußballerparolen in den Wahlkampf: "Wir haben gut und ehrlich gekämpft, und in einigen Tagen werden wir den Pokal gewinnen," kündigte Weah an, der sich aus den Slums von Monrovia zum Präsidentschaftskandidaten hochgearbeitet hat. Außerdem wolle er sicherstellen, "dass alle Liberianer an der Entscheidungsfindung in unserem Land beteiligt werden".

Keine Schulbildung

Weah muss sich von seinen politischen Gegnern vor allem vorwerfen lassen, dass er keine Schulausbildung abgeschlossen hat. Und auch dafür, dass er die französische Staatsbürgerschaft besaß, als er für Olympique Marseille stürmte, wird ihm im Wahlkampf die gelbe Karte gezeigt. Trotzdem gilt Weah als integre Persönlichkeit, dem nicht zuletzt aufgrund seiner fehlenden Erfahrung in der Politik von den WählerInnen Vertrauen entgegengebracht wird.

Engagierte Kandidatin

Mit Heldenstatus kann die zweite Kandidatin, der man Chancen auf das Präsidentenamt zuschreibt, nur bedingt aufwarten, dafür mit großer politischer Erfahrung. Ellen Johnson-Sirleaf war Kabinettsmitglied der Regierung, die 1980 im Putsch von Samuel Doe gestürzt wurde. Die 66-jährige Akademikerin, die in Harvard graduierte, wurde wegen Landesverrats verurteilt, schließlich ging sie ins Exil.

Politische Gegner kreiden ihr vor allem an, dass sie 1989 Charles Taylor beim Aufstand gegen den Diktator Doe unterstützte, wenn auch nur für kurze Zeit. Taylors Regierungszeit prägten Bürgerkrieg und Anarchie, hunderttausende Liberianer verloren ihr Leben im 14 Jahre dauernden Konflikt. Ellen Johnson-Sirleaf, eine entschlossene Kämpferin gegen die unmenschliche liberianische Politik und deshalb von ihren Anhängern "Eiserne Lady" genannt, hofft als Präsidentin die Erfahrungen aus ihrer Arbeit bei der Weltbank und den Vereinten Nationen einbringen zu können. Die WählerInnen wollen vor allem einen Garant für eine bessere Zukunft an der Spitze ihres Landes.

Schwere Aufgabe

22 Kandidaten gehen am 11. Oktober ins Rennen, neben Weah und Johnson-Sirleaf hofft auch der Rebellenführer Sekou Conneh auf einen höheren Stimmanteil. Egal, wer in Liberia auf den obersten Posten gewählt wird, ihm oder ihr steht einiges an Wiederaufbauarbeit bevor. Dem zerstörten Land fehlt die Infrastruktur, die Arbeitslosigkeit liegt bei 85 Prozent, eine halbe Million Menschen wurden durch den Krieg vertrieben, viele leben noch heute in Flüchtlingslagern. Es sind die ersten Wahlen in Liberia seit 1997, seit dem Sturz von Charles Taylor 2003 regiert eine Übergangsallparteienregierung unter Gyude Bryant als Staatsoberhaupt. (mhe)