Wien - Die Grünen sehen trotz der Niederlagen bei den Landtagswahlen in der Steiermark und im Burgenland "keinen Grund für ein Krisengerede". Die stellvertretende Bundessprecherin Eva Glawischnig wies im Gespräch mit der APA Meldungen zurück, wonach sich die Grünen am absteigenden Ast befänden. "Nein. Wir stehen in Wien vor der großen Herausforderung des Duells um Platz zwei mit der ÖVP. Ich freue mich über alles, was bei 15 Prozent liegt", sagte die Grüne Vizechefin. Offizielle Themen der bevorstehenden Klubklausur am Donnerstag werden zwar ein Frauenbericht sowie Umwelt und Bildung sein, doch dürften die Oktober-Wahlgänge die Sitzung zumindest mit beherrschen.

Glawischnig hofft jedenfalls, in Wien die ÖVP überholen zu können. "Das wäre eine totale Sensation. Die ÖVP ist ja furchtbar nervös und geht ganz aggressiv auf uns los. Wenn die Volkspartei hinter den Grünen bleibt, ist das eine ordentliche Watsch'n. Es ist jedenfalls eine bundespolitische Testwahl."

Die Kritik des Grünen Europaabgeordneten Johannes Voggenhuber am Erscheinungsbild der eigenen Partei versteht Glawischnig nicht. Wenn Voggenhuber ein Manko im sozialen Bereich anspreche, müsse daran erinnert werden, dass die Grünen ja die Grundsicherung ins Spiel gebracht hätten. Jetzt würden die anderen Parteien aufspringen, wobei in der ÖVP noch Widersprüchlichkeiten vorhanden seien. "Die Volkspartei in Wien muss sich erst intern einigen, ob sie für oder gegen die Grundsicherung ist", verweist Glawischnig auf widersprechende Aussagen von Landesparteichef Johannes Hahn und Landesgeschäftsführer Norbert Walter.

"Gerade im ländlichen Raum haben wir gute Angebote"

Auf die Aussage von Grünen-Chef Alexander Van der Bellen angesprochen, der die Verluste bei Landtags-Wahlen auch darauf zurückführte, dass man eher eine Stadtpartei sei und befragt, ob dies für einen Regierungsanspruch reiche, sagte Glawischnig, für die Grünen laufe es dort gut, wo sie gestalten könnten. Dies habe sich in Oberösterreich mit dem schwarz-grünen Modell gezeigt. Die Schwäche am Land werde man überwinden. "Gerade im ländlichen Raum haben wir gute Angebote."

Die Grünen werden bei ihrer Klubklausur im "Tech Gate" über den Dächern Wiens einen Frauenbericht präsentieren. "Das ist eine sehr traurige Bestandsaufnahme, die zeigt, dass Frauen nach Abschluss ihrer Ausbildung ihr ganzes Leben lang diskriminiert werden. Im Arbeitsbereich, im Privatbereich, bei der Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit sowie bei der Pension." Was den Umweltschutz betrifft, gehe es darum, "weg vom Öl" zu kommen, vor allem wenn man an die steigenden Energiepreise der jüngsten Zeit denke. "Gegenstrategien" wollen die Grünen auch im Bildungsbereich vorlegen, wo sie sich ja zuletzt immer stärker auf Ministerin Elisabeth Gehrer (V) eingeschossen haben. (APA)