Wien - Die BA-CA-Trophy hat diesmal ein bisserl viel Thomas Muster anzubieten. Zur Erinnerung: Der war einmal die Nummer eins im Tennis, gewann 1995 die French Open und ist gegenwärtig Daviscup-Captain, Weinbauer, Modemacher und so weiter. Er verlor am Sonntag das Finale des Seniorenturniers gegen Petr Korda (will den wirklich noch wer sehen?), der Veranstalter gebar dann die Idee, Muster auch im echten Doppel spielen zu lassen. Der Gedanke an sich ist ja noch nichts Verwerfliches, er wurde aber auch in die Tat umgesetzt.

Man überwies der ATP 300 Dollar, für die existiert Muster längst nicht mehr, mit Geld kann man sich zwar nicht alles, aber doch diese Erlaubnis kaufen. Oliver Marach mimte den Partner, die beiden unterlagen in der Nacht auf Dienstag den Spaniern Robredo/Almagro 2:5, 4:5. Das Ergebnis ist kein Tippfehler, in Wien wird eine neue Doppelregel getestet. Sinn ist, die Partien zu verkürzen und somit spannender zu gestalten. Muster: "Ungewohnt, mein künftiges Leben betrifft das aber eh nicht mehr." Das war eine Absage an Martina Navratilova.

Das österreichischen Tennis hat mit seiner Vergangenheit zu leben, das ist gut so, sofern sie der Gegenwart Platz lässt. Muster ist als Daviscup-Captain gewiss ein Gewinn, soll nicht heißen, dass sein Vorgänger Günter Bresnik ein Verlust war. "Wäre ich nur beim Günter geblieben", sagte Horst Skoff, der gegenwärtig an Masse zugelegt hat und der es einst bis auf Platz 17 in der Weltrangliste gebracht hatte. In der Stadthalle sprach er kurz seine Vergangenheit an. "Ich habe Fehler gemacht, ich weiß jetzt alles." In aller Bescheidenheit hält er sich nun für "den besten Trainer, den es gibt." Empirisch ist das nicht belegbar, Skoff verweist auf den 22-jährigen Rainer Eitzinger, mit dem er in Kärnten übt.

Kein Genie

Eitzinger ist zumindest bis zum Donnerstag Gegenwart. Dieser Termin ist für sein Zweitrundenspiel gegen David Nalbandian oder Sebastien Grosjean reserviert. Zuvor musste der Qualifikant, der sich binnen drei Jahren von Rang 900 auf 229 vorgearbeitet hat, sein erstes Match auf der ATP-Tour gewinnen, es war ein 7:6, 6:2 gegen Nicolas Almagro. Skoff hält seinen Schützling "für kein Genie, er ist aber bereit, sechs Stunden am Tag zu schuften." 2007 werde er die Top 50 erreicht haben. "Das ist nur das untere Ende der Fahnenstange."

Eitzinger, ein Tiroler aus Stans, macht einen vernünftigen Eindruck. Als Stärken nennt er die Schnelligkeit und die Druck erzeugende Vorhand. "Seit meiner Jugend habe ich mich mit mentalen Dingen beschäftigt. Der beste Körper funktioniert nur, wenn es im Kopf stimmt." Als Ziel gibt er "eine Weiterentwicklung bis zu Platz eins" an. "Ich weiß, dass das viele wollen."

Muster hat Eitzingers Leistung als "toll" eingestuft. "Man muss die Zukunft abwarten." (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 12.10. 2005)